Adventskalender (14): Mehr als Bücher
Sonntags bietet die Amerika-Gedenkbibliothek Lachyoga und Lesezirkel.
Es gibt sie noch, die nicht ganz so schlechten Dinge – auch wenn sie derzeit rar gesät sind. In diesem Advent zaubern wir jeden Tag etwas Meckerfreies aus unserem Kalender. Sei’s politisch, musikalisch oder kulinarisch. Oder, wie heute, in der Bibliothek mit Lachyoga.
Lehrermangel an den Schulen, unterbesetzte Behörden, marode Bäder, und die Fahrt mit der S-Bahn ist sowieso viel zu teuer: es gibt so einiges in Berlin, wo man schnell nicht mehr aufhören möchte mit dem Meckern. Aber zumindest bei einer nicht ganz unbedeutenden Sache läuft es richtig gut, um nicht zu sagen unfassbar gut: bei den öffentlichen Bibliotheken.
Man ist immer wieder von Neuem überrascht, was für ein hervorragender Job hier gemacht wird. Das Angebot ist überwältigend: von Computerspielen über ausleihbare Kunstwerke bis hin zu Vinylschallplatten. Die Bibliotheken setzen sich deutlich dafür ein, weit mehr als nur Bücher mit Ledereinbänden anzubieten.
In der Stadtteilbibliothek in Friedrichshain war lange Zeit die Comicabteilung ziemlich dürftig. Man bekam schon fast Lust zu meckern, aber dann wurde über Nacht das Angebot verzigfacht, und seitdem sieht es hier aus wie im Comicladen.
Die Leihautomaten funktionieren, das Fachpersonal wirkt entspannt und informiert, es scheint unmöglich zu sein, in Bibliotheken auch negative Erfahrungen zu machen. Der Onlineauftritt braucht vielleicht eine Auffrischung, aber es erfüllt seinen Zweck. Sogar Filme kann man streamen.
Der Bibliotheksausweis kostet seit ewigen Zeiten zehn Euro, und es scheint, als würde das auch für immer so bleiben. Selbst gegen die Inflation scheint man bei den Bibliotheken irgendwie resistent zu sein.
Sonntagsöffnung für öffentliche Bibliotheken gefordert
Sicher, andere Städte haben viel schönere, prunkvollere, modernere Bibliotheken, heißt es immer wieder. Und gegen diese wirkt das Flaggschiff der öffentlichen Bibliotheken in Berlin, die Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) in Kreuzberg, wie aus der Zeit gefallen. An der AGB liegt das aber nicht, die will schon lange einen neuen Standort, wo sie sich besser entfalten kann. Derzeit wird darüber wieder verstärkt in der Politik diskutiert.
Die öffentlichen Bibliotheken streben nicht nur nach optimaler Erfüllung ihrer Aufgaben. Ihr Ziel ist es, in gesetzlich nicht abgedeckten Bereichen zusätzliche Dienstleistungen anzubieten.
Zudem wird eine Sonntagsöffnung für öffentliche Bibliotheken gefordert. Und um sich diesen Wunsch einfach selbst zu erfüllen, gibt es seit einer Weile in der AGB Sonntags Veranstaltungen wie Lachyoga und betreute Lesezirkel. Dank diesem Trick lassen sich nun auch sonntags nebenbei Medien entleihen.
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