Adlershof: Mediaspree auf Indisch
Am Teltowkanal in Adlershof baut ein indischer Unternehmer ein neues Zentrum mit Geschäften, Büros und Hotels: So groß wie das Sony-Center, aber mit Autobahnanschluss zum Flughafen.
Trotz großflächigen Leerstands wird weiter kräftig in Bürobauten investiert. Jüngstes Beispiel ist der "Sitac Park", den ein indisches Unternehmen am Teltowkanal plant. Auch die Investoren am Spreeufer in Friedrichshain-Kreuzberg wollen nun loslegen. Jahrelang wurde dort folgenlos geplant. Ausgerechnet nach dem Bürgerentscheid gegen weitere Bauten legen sie an Tempo zu.
In etwa einem halben Jahr soll der erste Spatenstich erfolgen: Direkt am Teltowkanal soll mit dem "Sitac Parc" ein Neubauquartier mit Bürogebäuden, Einkaufszentrum, Hotels und Freizeiteinrichtungen entstehen. Auf einem Grundstück, das sich auf gut einem Kilometer Länge direkt neben der neugebauten A 113 entlangzieht, können laut Bebauungsplan Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche von gut 130.000 Quadratmeter entstehen - so viel wie im gesamten Sony Center am Potsdamer Platz.
Investor ist das Unternehmen Sitac des Inders Malvinder Singh. Der Immobilienmogul, der laut der indischen Zeitung The Economic Times einen champagnerfarbenen Mercedes S350 fährt, ist seit Anfang der achtziger Jahre auch in Europa aktiv. Das Grundstück in Adlershof gehört ihm schon seit dem Jahr 2004: "Die Entscheidung für das Grundstück fiel hauptsächlich wegen der Nähe zum Flughafen Schönefeld und wegen der Autobahnanbindung", erklärt Singhs Mitarbeiter Bernhard Hildebrand. "An der Achse zwischen Flughafen und Innenstadt entwickeln sich in vielen Städten neue Wirtschaftsstandorte - siehe London, München oder Frankfurt". Nach dem Ausbau des Flughafens Schönefeld sollen hier 25 Millionen Passagiere jährlich starten oder landen können.
Bis Mitte des nächsten Jahrzehnts sollen die Gebäude des "Sitac Parc" fertig und bezogen sein. Derzeit sucht Hildebrand noch nach Mietern. "Seit die Autobahn fertig ist, ist das Interesse vieler potenzieller Mieter deutlich konkreter geworden", sagt Hildebrand. Er verweist auf die Prognose, dass hier einmal täglich 140.000 Autos entlangfahren sollen: "Wer hier seine Firmenzentrale eröffnet, ist hier für sehr viele Menschen täglich sichtbar und außerdem für seine Mitarbeiter und Kunden sehr gut erreichbar." Hinzu kommt: "Wir werden der von der Autobahn sichtbare Teil des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Adlershof sein." In den vergangenen Jahren haben sich dort 800 Unternehmen mit 13.500 Beschäftigten angesiedelt.
Das neue Geschäftsviertel tritt jetzt in Konkurrenz zu Mediaspree oder den auf dem Feld des Flughafens Tempelhof geplanten Gebäuden. Die unterschiedlichen Standorte würden ganz unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, versucht Hildebrand die Konkurrenz kleinzureden. Dennoch haben Firmen in Berlin künftig noch einen Standort mehr zur Auswahl für ihren Bürostandord.
Jochen Brückmann, Bereichsleiter für Infrastruktur und Stadtentwicklung bei der Industrie- und Handelskammer, sieht darin aber kein Problem. Trotz leerstehenden Büroflächen in Berlin sieht er durchaus Nachfrage am Teltowkanal: "An besonders attraktiven Standorten gibt es immer auch eine Nachfrage, hier vor allem durch die Nähe zu Adlershof mit seinem guten internationalen Ruf. Da sind auch schon viele Unternehmen angesiedelt, an die man anknüpfen kann, etwa mit besonderen Dienstleistungen für diese Unternehmen." Das müsse nicht heißen, dass die gesamte Fläche vermietet wird, schränkt Brückmann ein, aber grundsätzlich sieht er ein gutes Potenzial für das Geschäftszentrum.
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