Aderlass im DFB-Team: Leiser Abgang
Das Nationalteam verabschiedet sich mit Neuer, Müller, Kroos und Gündoğan von vier prägenden Spielern. Ein Verlust, der schon fast vergessen scheint.
E s wird ein besonderer und einschneidender Moment sein. Am Montag verabschiedet sich der Deutsche Fußball-Bund vor dem Länderspiel gegen die Niederlande in München von gleich vier Spielern, die mehr als eine Dekade die Nationalmannschaft geprägt haben. Drei Weltmeister sind mit Thomas Müller, Manuel Neuer und Toni Kroos darunter. Zudem sah Kapitän İlkay Gündoğan nach dem ansehnlichen deutschen EM-Auftritt, bei dem man sich nur dem späteren Europameister Spanien knapp geschlagen geben musste, einen guten Zeitpunkt gekommen, um Adieu zu sagen.
Bemerkenswert ist, wie wenig seither über die klaffende Lücke gesprochen wird, welche die Genannten hinterlassen. Gut, nach der Verletzung von Marc-André ter Stegen fragten schon ein paar, ob nicht der 38-jährige Neuer die einzig sinnvolle Alternative wäre und zur Rückkehr überredet werden müsste. Aber auch diese Unruhe legte sich. Ansonsten ist das Zutrauen in die nachfolgenden Spieler insbesondere bei den Verantwortlichen immens. Selbst in größter Personalnot wird unverzagt von den höchsten Zielen wie dem Weltmeistertitel 2026 gesprochen nach dem Motto: Warum sollten wir nicht auch mit Spielern wie Kleindienst ganz Großes erreichen.
Emotional werde der Abschied sicherlich werden, kündigte Bundestrainer Julian Nagelsmann an. Auch aus dem Funktionsteam scheiden einige aus wie etwa der langjährige Teampsychologe Hans-Dieter Hermann. Aber emotional geht es beim Nationalteam immer zu, seit Nagelsmann vor einem Jahr das Amt übernommen hat. Wer erinnert sich nicht an die Tränen in seinen Augen, als er nach dem deutschen EM-Ausscheiden über das gute Miteinander im Team sprach, an dem sich gleich die gesamte deutsche Gesellschaft ein Vorbild nehmen könnte.
Randständiges Ereignis
Über die emotionale Ebene ist es ihm gelungen, dem Nationalteam neues Leben und Selbstbewusstsein einzuhauchen und eine eingeschworene Gemeinschaft zu bilden. Und mit diesem Pfund will er weiter wuchern, weshalb zuletzt lieber über die vorhandenen als die abhandengegangenen Qualitäten gesprochen wird. Möglich ist das freilich nur mit entsprechenden Ergebnissen. Insofern war gerade der 5:0-Erfolg gegen Ungarn in der Nations League von unschätzbarem Wert.
So wird der offizielle Abschied von einem großen Stück Nationalmannschaftsgeschichte ein randständiges Ereignis bleiben. Toni Kroos hat eh einen wichtigeren Termin. Der DFB teilte mit, er stehe bei seiner Nachwuchsakademie selbst mit Kindern auf dem Fußballplatz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe