piwik no script img

Abstimmung im BundestagPID könnte zulässig bleiben

Nach langer Debatte entscheidet das Parlament über Gentests an Embryonen. Viele Abgeordnete sind unentschlossen. Am Ende bleibt vielleicht alles, so wie es ist.

Bis zuletzt erhitzt die heikle ethische Frage der Gentests an Embryonen die Gemüter. Bild: dpa

BERLIN taz | Wenige Stunden vor der Abstimmung über die Präimplantationsdiagnostik (PID) im Bundestag am Donnerstag zeichnet sich eine relative Wahrscheinlichkeit dafür ab, dass die PID weiterhin in Deutschland in bestimmten Fällen angewendet werden darf. Grund hierfür ist das parlamentarische Abstimmungsverfahren, für das sich der Ältestenrat ausgesprochen hat.

Danach soll über die drei vorliegenden Gesetzentwürfe (Totalverbot; Verbot mit sehr eingeschränkten Ausnahmen; Verbot mit großzügigen Ausnahmen) im Stimmzettelverfahren abgestimmt werden. Die beiden Gesetzentwürfe, die im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten, kommen in einen zweiten Wahlgang. Dies dürften, gemessen an der Zahl der bisherigen Unterstützer, der Antrag auf Totalverbot einerseits sein (bislang 192 Unterstützer) sowie der Antrag auf ein Verbot mit großzügigen Ausnahmen andererseits (bislang 215 Unterstützer).

Aus diesem zweiten Wahlgang wiederum geht sodann entweder ein Gesetzentwurf als Sieger hervor. Oder aber es erreicht (aufgrund zahlreicher Enthaltungen oder Neinstimmen; immerhin 178 Abgeordnete sind bislang noch unentschlossen) keiner der beiden Entwürfe die notwendige Mehrheit der abgegebenen Stimmen. In diesem Fall gäbe es weiterhin keine gesetzliche Regelung der PID. Stattdessen würde der Beschluss des Bundesgerichtshofs von 2010 gelten. Danach ist die PID mit dem deutschen Embryonenschutzgesetz vereinbar - und somit nur mit wenigen Einschränkungen grundsätzlich zulässig.

Die Gruppe der 36 Unterstützer um die Abgeordneten René Röspel (SPD) und Priska Hinz (Grüne), die ein Verbot mit sehr eingeschränkten Ausnahmen fordern und dies zuletzt als "Kompromiss" bewarben, will nach Informationen der taz im zweiten Wahlgang mit Nein gegen die beiden verbliebenen Gesetzentwürfe stimmen. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass kein Gesetzentwurf die notwendige Mehrheit der abgegebenen Stimmen erreicht.

Röspel kündigte an, mit einer Debatte zur Geschäftsordnung am Donnerstag erreichen zu wollen, dass der Abstimmungsmodus noch kurzfristig verändert wird. Würde über die drei Gesetzentwürfe einzeln und nacheinander abgestimmt, dann sei das fairer, weil es die Chancen seines eigenen Gesetzentwurfs erhöhe, findet Röspel. Er hatte auf die Stimmen der vielen unentschlossenen Parlamentarier gehofft. Die Erfolgsaussichten für eine Änderung des Abstimmungsverfahrens sind angesichts des Votums des Ältestenrats aber eher gering.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • WB
    Wolfgang Banse

    PID sollte nicht zugelassen werden

    Die umstrittene PID sollte bei der Abstimmung im Deutschen Bundestag keien mehrheitliche Zustimmung finden.Selektion sollte ein Tabubereich bleiben,auch im Bezug auf die jüngste deutsche Geschichte.

    Behindertes Leben sollte gewollt sein,in einer postmodernen,globalisierten,multikulturellen Gesellschaft.

    Chancengleichheit,Umsetzung der ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention ,sowie das Antidiskriminierungsgesetz sollte endlich bei gehandicapten Menschen hier in Deutschland zum tragen kommen.Wer sich gegen behindertes Leben auspricht,weiss noch nicht,ob er nicht auch eines Tages zu der Klientel Gehandicapt zählt,auf Grund eines Unfalls,Krankheit,Alter.

    Leben bejahen um jeden Preis,dem sollten sich die Abgeordneten im Deutschen Bundestag verpflichtet fühlen.