: „Abschiebung ist Mord“
Rund fünfzig Personen demonstrierten gestern auf dem Marktplatz gegen die drohende Abschiebung des Tamilen Kugananthan S. nach Sri Lanka. „Abschiebung ist Mord“, war auf den Plakaten zu lesen, „im Norden bombardiert die Regierung, bei Colombo wird ar-restiert“, sagt ein Demonstrant.
Seit sechs Wochen sitzt Kugananthan S. im Polizeipräsidium in der Vahr in Abschiebehaft. Zunächst sollte der 28-jährige Tamile von der Halbinsel Jaffna schon am 8. August des Landes verwiesen werden. Die Abschiebung platzte, weil die BGS-Direktion ihre Beamten gefährdet sah. Aufgrund einer Reisewarnung des Auswärtigen Amtes wurde den Begleitbeamten die Dienstreise nach Asien jedoch nicht genehmigt. Klartext: Kugananthan S. werden die Zustände im Bürgerkriegsland Sri Lanka zugemutet, den begleitenden BGSlern noch nicht einmal eine Stippvisite, um den Tamilen zu begleiten. „Für mich macht das keinen Sinn“, protestiert Ghislaine Valter von der Vereinigung „Grenzenlos“, die sich um die Abschiebehäftlinge kümmert. „Wie kann man nur traumatisierte Flüchtlinge nach Sri Lanka in den Bürgerkrieg schicken?“
Morgen wird sich die Innendeputation mit Sri Lanka und Abschiebungen dorthin beschäftigen. Matthias Güldner, innenpolitischer Sprecher der Bremer Grünen, will sich für Kugananthan S. einsetzen: „Wenn der BGS noch nicht einmal Erlaubnis hat, nach Sri Lanka zu fliegen, können erst recht nicht gefährdete Personen dorthin abgeschoben werden.“
Die Stimmung auf dem Marktplatz war beklemmend. Viele der demonstrierenden Tamilen sind zur Zeit selbst mit Abschiebeverfahren belastet. So auch Frau Theiwendram, seit Oktober 1997 mit ihren drei Kindern in Deutschland. Anfang dieses Monats setzte sie die Behörde unter Druck: „Ich sollte Anträge auf Ausreise unterschrieben.“ Theiwendram gab nach: Damit leitete sie ihre Abschiebung selbst ein. Auch ihre Kinder werden Bremen verlassen müssen. Swastika ist 14 Jahre alt. Sie hat Angst vor der Rückkehr: „Viele Menschen sterben zur Zeit in Sri Lanka.“ kl/Foto: K. Rolfes
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen