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Abscheu vor NS–Versuchen

■ Familienministerin Süssmuth im Gespräch mit Vorsitzendem der jüdischen Gemeinde Galinski / Pseudo–medizinische Versuche an Zwillingen sollen weiter untersucht werden

Bonn (ap) - Familienministerin Rita Süssmuth (CDU) hat am Dienstag in Bonn nach einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde zu Berlin, Heinz Galinski, erklärt, die Bundesregierung werde weiteres Material zur Beurteilung der Menschenversuche an Zwillingen durch den berüchtigten KZ–Arzt Josef Mengele in Auschwitz überprüfen. Sie bezeichnete die „pseudomedizinischen Versuche an Mengele–Zwillingen als brutale und menschenverachtende Verbre chen“. Sie sei persönlich nach ihrem Besuch in Israel zutiefst von dem seelischen Leid betroffen, von dem sie dort in Gesprächen mit überlebenden „Mengele–Zwillingen“ erfahren habe. „Wir dürfen die Verbrechen des nationalsozialistischen Unrechtsregimes nie vergessen“, erklärten Frau Süssmuth und Galinski übereinstimmend. Anlaß des Gesprächs war ein Regierungsbericht zu Fragen der Wiedergutmachung. Darin heißt es unter anderem: „Als sogenannte Zwillingsversuche waren bisher lediglich solche, im Konzentrationslager Auschwitz unter der Verantwortung von Dr. Mengele an Zwillingen vorgenommene Untersuchungen bekannt, in denen Messungen körperlicher Merkmale und Analysen von Körperflüssigkeiten vorgenommen worden waren, ohne daß diese zu dauernden Gesundheitsschäden geführt hätten“. Dies seien keine „pseudo– medizinischen“ Versuche im Sinne eines Kabinettsbeschlusses von 1951 zur Entschädigung anderer Mengele–Opfer.

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