Abhörskandal um Murdoch: Leugnender Mitwisser
Der Sohn von Medienmogul Rupert Murdoch will nichts von einer Mail gewusst haben, die belegt, dass der Abhörskandal kein Einzelfall war.
BERLIN taz | "For Neville" ist keine musikalische Schmonzette wie Beethovens "Für Elise", sondern eine E-Mail, die für die Murdochs allerdings ziemlich moll ausgehen könnte. Denn sie belegt, dass das Telefonhacking bei der mittlerweile eingestellten britischen News of the World (NoW) kein bedauerlicher Einzelfall eines übereifrigen Reporters war, sondern weiter verbreitet. Rupert Murdochs Sohn James allerdings will nicht über diese Mail informiert worden sein, das hat er bei der ersten Befragung durch einen Parlamentsausschuss im Juli gleich mehrfach beteuert.
Weil nun gleich zwei hochrangige Exmitarbeiter von Murdochs Londoner Verlagsholding News Group ausgesagt haben, dass James Murdoch doch über die "For Neville"-Mail Bescheid wusste, kann der sich nun auf etwas gefasst machen - zumindest auf einen erneuten Auftritt vor dem Ausschuss im Oktober.
Tom Crone, bis August noch News-Group-Justitiar, erklärte vor dem Ausschuss, er habe James Murdoch 2008 persönlich über die E-Mail unterrichtet. Sie zeige, dass auch der damalige NoW-Chefreporter Neville Thurlbeck in die Hackingpraxis verwickelt war. Nach dieser Information habe James Murdoch dann eine Zahlung an den Fußballverbandmanager Gordon Taylor, dessen Telefon ebenfalls gehackt wurde, autorisiert. Die außergerichtliche Einigung, so der Guardian, war den Murdochs umgerechnet rund 485.000 Euro wert. James Murdoch bestreitet dies.
Auch Colin Myler, der letzte NoW-Chefredakteur, wendete sich gegen seinen Verlagsboss. Dass James Murdoch von nichts gewusst habe, sei "unvorstellbar", so Myler vor dem Ausschuss. Nur Oberboss Rupert Murdoch scheint das alles nicht anzufechten: Der hatte schon im Juli seinen Sohn vorgeschickt und beteuert, "zu allen Details müssen Sie James fragen".
Unterdessen wurde ein weiterer Verdächtiger festgenommen: Der 35-Jährige soll am illegalen Abhören beteiligt gewesen sein, teilte die Londoner Polizei mit. Es ist bereits die 16. Festnahme in der Affäre in diesem Jahr.
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