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Abhängige werden immer jünger

■ Drogenbericht vorgelegt: Mehr Hilfe für Jugendliche

In den Bremer Drogenberatungsstellen tauchen immer mehr jugendliche Abhängige auf. Darauf wird sich die Drogenarbeit und die Jugendpolitik einstellen müssen, zum Beispiel mit mehr Prävention in den Jugendfreizeitheimen. Das ist eine Erkenntnis, die die Bremer Drogenberatungsstellen aus ihrem jüngsten Jahresbericht ziehen, der gestern der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der ist diesmal sehr viel genauer als die vorherigen, denn: Jetzt gibt es in allen Einrichtungen ein Computerprogramm, das in der Lage ist, ein sehr viel genaueres Bild der Bremer Drogenszene zu zeichnen, als bisher zur Verfügung stand.

Die neue Technik ist nur ein Grund, warum plötzlich mehr Jugendliche registriert werden. Es ist vor allem die Regionalisierung der Drogenberatungsstellen, die plötzlich das Augenmerk von den AltfixerInnen weg auf andere Abhängige lenkt. „Wir kommen einfach viel früher in Kontakt“, beschreibt Frank Schmidt, Autor des Berichtes und Mitarbeiter der Drogenbartung in der Ölmühlenstraße, den Effekt der Verteilung von Beratungsstellen über die ganze Stadt. Selbst bei der zentralen Drobs im Tivoli-Hochhaus sei das zu beobachten gewesen. Früher, als die Drobs noch in der ostertorschen Bauernstraße residierte, sei der Ort derart vom angestammten Klientel „besetzt“ gewesen, daß sich Jüngere gar nicht rangetraut hätten. Auch wenn der Altersdurchschnitt der Abhängigen in der Drobs noch relativ hoch sei, die Jüngeren würden nun von den Angeboten erreicht. Ohnehin sei das „Klientelprofil“ in den einzelnen Stadtteilen höchst unterschiedlich. Über die Regionalisierung gebe es nun die Möglichkeit, viel flexibler auf die jeweiligen Bedürfnisse einzugehen.

Es sei ruhiger geworden um die Drogenproblematik – „das freut uns sehr“, sagt Anton Bartling, Sachgebietsleiter der städtischen Drogenhilfe. Mit dem Umzug der Drobs und der Regionalisierung habe sich die Szene mehr verteilt. Und die Befürchtungen, nun würde am Tivoli-Hochhaus ein zweites Sielwall-Eck entstehen, hätten sich nicht bewahrheitet. „Wir können wieder viel sachbezogener arbeiten.“ Und da gebe es eine ganze Reihe von Erfolgen zu vermelden. Beispiel: Viele Wohnprojekte hätten einen guten Effekt auf die Unterbringungssituation der Junkies gehabt. Die Zahl der Wohnungslosen habe sich kaum verringert, es gibt aber weniger Obdachlose. J.G.

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