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Archiv-Artikel

Abgebrannte Kerzen

Das Burn-out-Syndrom geht um. Was tun?

Von MRE

Eminem hat es, Sven Hannawald hatte es, nun hat es auch noch Fernsehkoch Tim Mälzer („Ich hatte es so satt!“): das Burn-out-Syndrom, ein besonderer Fall berufsbezogener, chronischer Erschöpfung – nach der „Internationalen Klassifikation der Erkrankungen“ kurz ICD 10 genannt, auf Deutsch: „Ausgebranntsein“. Auf Enthusiasmus folgen Stagnation, Frustration, Apathie und schließlich der Burn-out.

Betroffen sind vor allem Menschen in „helfenden Berufen“ (Ärzte, Lehrer, Sozialpädagogen) oder solche, die unter besonders starkem Leistungsdruck stehen – zum Beispiel Fußballtrainer, ein Sonderfall, den der Diplom-Psychologe Christian Nawrath in seiner Studie „Arbeiten auf dem Schleudersitz – Trainer werden, Trainer sein, Trainer bleiben“ untersucht hat.

Von berufsbezogener chronischer Erschöpfung logischerweise nicht betroffen sind Menschen ohne Beruf. Stark betroffen hingegen Menschen mit Berufen, die unter anderem dafür sorgen, dass Menschen keinen Beruf mehr haben: Manager. Eine Umfrage unter 10.000 Führungskräften hat ergeben, dass 45 Prozent der Manager nach eigenen Angaben Anzeichen von Erschöpfung aufweisen, die meisten befänden sich jedoch erst am Anfang der stufenweise verlaufenden Erkrankung. Gemessen am öffentlichen Diskurs scheint dies jedoch nicht den Tatsachen zu entsprechen, kommt es doch bei Zündung von Stufe drei des Burn-outs üblicherweise zu Schuldzuweisungen: Die Gewerkschaften sind schuld, die Regierung, die Globalisierung.

Schön, wenn man für eine Sache brennt, aber es kommt auch darauf an, wie: Brennt beispielsweise ein Künstler an beiden Enden zugleich, entsteht ein wärmender, bezaubernder Schein. Abfackelnde Manager hingegen verursachen eine Hitze, die, statt den wachsenden Eisberg der Arbeitslosigkeit abzuschmelzen, dazu genutzt wird, Stellenpläne einzudampfen.

Der Freiburger Unternehmensberater Wolfgang Saaman, Herausgeber der Manager-Studie, rät betroffenen Managern, sich auch mal Ventile zu schaffen: „Manchmal muss man auch mal eine Zeitung zerreißen, bevor man innerlich implodiert.“ Empfehlenswert könnte also ein taz-Abo ein, in diesem Fall selbstverständlich zum politischen Preis von 37 Euro. MRE