: Ab ins Wasser!
Heute öffnen die Freibäder. Wo ist das Wasser am klarsten und die Arschgeweih-Dichte am niedrigsten? Tipps fürs gelungene Anbaden
Genießen Sie es: Am Wochenende wird es frühsommerlich warm und sonnig, erst ab Dienstag soll es kühler werden. Etwas frostig sind noch die Seen, 12 bis 13 Grad werden in Berlins Gewässern gemessen. Für ein kurzes Hineinhüpfen reicht das. Möglichkeiten dazu gibt es ab heute in sechs Sommerbädern der Bäderbetriebe. Eröffnet werden das Strandbad Wannsee, die Sommerbäder Kreuzberg und Pankow sowie die Kombibäder Seestraße, Gropiusstadt und Mariendorf. Die Sommerbäder Wilmersdorf, Humboldthain, Neukölln, am Insulaner und Mariendorf sowie die Kinderbäder Platsch und Monbijou öffnen am 12. Mai.
Für Sportive
Schwimmen ist Sport, plantschen was für Warmduscher. Wer zügig das Becken durchmessen will, ohne von Arschbombenchaoten und Sonntagspaddlern behindert zu werden, kann fast jedes Sommerbad besuchen.
Er muss sich nur die richtige Zeit aussuchen. Im Kreuzberger Prinzenbad oder im Neuköllner Freibad am Columbiadamm trifft sich jeden Tag frühmorgens die Szene der Profischwimmer. Ab sieben Uhr reißen Studenten, Angestellte und Rentner ihre Bahnen herunter wie Nähmaschinen. Jeder, der aus der Reihe schwimmt, wird untergepflügt. Toll: Das Frühschwimmen kostet nur 2,50 Euro.
Für Schnellentschlossene
Nicht viel Zeit, aber trotzdem Lust auf See und Sonne? Dann ist der Butzer See in Kaulsdorf richtig. Von Friedrichshain aus ist er mit dem Fahrrad oder dem Auto in nur zwanzig Minuten zu erreichen, S-Bahn fahren und laufen dauert deutlich länger und ist nicht zu empfehlen.
Den Butzer See erreicht man, indem man die Frankfurter Allee gen Osten fährt; wenn es in Kaulsdorf einen Berg hochgeht, hält man sich rechts. Am See blickt man über ein Naturschutzgebiet. Die Wasserqualität ist in Ordnung, Nachteil ist der viele Müll, den die Besucher hinterlassen. Die Mischung ist gewöhnungsbedürftig: Hier tummeln sich Hellersdorfer Jugendliche mit Kampfkötern ebenso wie Marzahner Russlanddeutsche, ab und an verirren sich Spaziergänger aus Einfamilienhaussiedlungen ans Ufer. Als Kurztripp geeignet, als Tagesausflug nicht.
Für Sparer
Wer umsonst baden, aber auf das Flair eines Freibades nicht verzichten will, sollte nach Rahnsdorf fahren. Das Strandbad Müggelsee, neben dem Strandbad Grünau einst eines der wichtigsten Freibäder Ostberlins, wird auch in diesem Jahr ohne Eintritt zugänglich sein.
Grund ist die Kooperation des Bezirksamtes Treptow-Köpenick mit dem Bezirkssportbund. Auch außerhalb der Badesaison steht das Gelände den Besuchern als eine Art Waldpark offen. Vom S-Bahnhof Rahnsdorf ist das Bad in einem zehnminütigen Fußmarsch erreichbar. Ärgerlich ist die Situation am Strandbad Grünau: Das lassen die Bäderbetriebe in diesem Jahr zu, weil sie angeblich kein Geld für die Sanierung der Uferkante haben.
Für Klassik-Fans
Egal ob das Wasser grün, der Strand ein Aschenbecher oder die Pizza fettig ist, Berlins „Perle“ unter den Strandbädern liegt am Wannsee. Heuer wird es sogar noch besser als im letzten Sommer, ist das Bad doch zum 100. Geburtstag renoviert worden.
Ansonsten bleibt am „Berliner Lido für Arme“ alles beim Alten auf 90.000 Quadratmeter Sand. Links liegen die Westberliner Prolls mit Brilli und in Öl schwimmend neben türkischen Mamas und schreienden Kindern. In der Mitte macht das Prekariat Bauchmuskelübungen oder vergleicht seine Arschgeweihe. Und rechts wird’s FKK-nackig. Das Ganze unter Sonnenschirmen und in Strandkörben, aber auf jeden Fall bei 150 Dezibel. Geil, wa!
Für Romantiker
Freibäder sind Liebestöter: In der Luft hängt Frittierfett, in den bloßen Fuß bohren sich Scherben, und giggelnde Teenies übertönen jedes Liebesgeflüster. Wirklich romantisch sind manchmal Strandbäder im Umland.
Zum Beispiel das Bad in Wünsdorf. Wiesen fallen sanft zum Ufer ab, man liegt unter hohen Bäumen und links und rechts wiegt sich Schilf im Wind. Auch der See in Strausberg – mit Strandbad und Bootsverleih – lohnt die dreiviertelstündige S-Bahn-Fahrt aus Berlin. Sein Wasser ist so klar wie junge Liebe im Frühling, und mehr kann man wirklich nicht verlangen.
Für Naturliebhaber
Hart, aber mit Charme – so geht es in der Fischerpinte am südlichen Zipfel des Plötzensees zu. Hinter dem unkrautbewachsenem Zaun führt eine ausgetretene Holztreppe zur Bootsanlagestelle. Dort sind die Tretboote vertäut, mit denen man über den winzigen See fahren kann. Wer bleiben will, kauft im Bootshaus an der Theke Buletten und Bier.
Sie werden von gut gebauten Berlinerinnen mit rauem Ton gereicht. Draußen auf den Bohlen und auf Terrassen im Ufer stehen rohe Tische mit karierten Wachstuchdecken. Über die Lautsprecher laufen Schlager. Es ist der Ort, wo man sein möchte, wenn alles ist. Dann sitzt man hier und lauscht der Berlinerin, die den Tretbootmietern eine Standpauke hält: „Nicht an die Ufer, nicht hinter die Absperrungen vom Strandbad, nicht hinter die abgesperrten Uferbereiche.“ Viel bleibt nicht. Man kann den Booten nachschauen und sich blenden lassen vom Licht auf dem Wasser. ROLA, ROT, US, WS