Ab 2012 bei Naturland: Bioverband verbietet Nanopartikel
Ab 2012 dürfen bei Naturland keine Nanopartikel in der Lebensmittelproduktion mehr verwendet werden. "Nano" wird auch als Klump-Hemmer für Salz verwendet.
BERLIN taz | Lebensmittel mit dem Naturland-Siegel dürfen ab 2012 nicht mehr mit Nanotechnologie-Unterstützung hergestellt werden. Naturland, der weltgrößte Bioverband, teilte mit, man wisse noch nicht genug über die Auswirkungen der winzig kleinen Teilchen auf Mensch und Natur und werde deswegen bis auf weiteres auf Nanotechnologie bei der Lebensmittelherstellung verzichten.
Bekanntester Vertreter ist das als E551 bezeichnete Siliziumdioxid in Nanogröße, das zum Beispiel verhindert, dass Salz verklumpt. Andere Nanomaterialien können Lebensmittel haltbar machen.
"Wir wissen zurzeit zu wenig über die möglichen Umweltauswirkungen von Nanomaterialien und ihre Wirkungen auf den Menschen", erklärte der Präsidiumsvorsitzende des Organisation, Hans Hohenester, am Donnerstag.
Ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter und immerhin noch ein Millionstel Millimeter – winzig klein und kaum vorstellbar.
Kleine Viren sind 10 Nanometer groß, die Wellenlängen von Licht bewegen sich im Bereich zwischen etwa 400 und 800 Nanometern. Ein Blatt Papier, durchschnittlich 80 Mikrometer dick, entspricht 80.000 Nanometern.
Nanopartikel haben grundlegend andere physikalische Eigenschaften als größere Teile des gleichen Stoffes. Nano-Materialien sind meist kleiner als 100 Nanometer.
Deshalb habe der mit weltweit mehr als 53.000 Bauern mitgliederstärkste Ökoverband seinen Mitgliedern verboten, diese extrem kleinen Stoffe in der Lebensmittelherstellung zu benutzen. Das gelte auch für die Verpackungen. Bei Kosmetika schließen die Naturland-Richtlinien bereits seit 2009 Nanoteilchen aus.
Nanopartikel können Zellwände durchdringen
Die geringe Größe der Stoffe kann gefährlich sein, teilt Naturland mit. So könnten Nanopartikel ungehindert Zellwände durchdringen und sich im Blutkreislauf oder in den Organen von Menschen anreichern. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung habe erklärt, dass insbesondere von Nanoprodukten, in denen gefährliche Nanomaterialien in ungebundener Form vorliegen, Gefahren ausgehen können. Erst wenn es Langzeitstudien gebe, die eine Unbedenklichkeit von Nanotechnik beweisen, will Naturland sein Verbot überdenken.
Der Ökoverband Demeter Deutschland schließt Nano bereits seit 2009/2010 aus. Hingegen hat sich die Organisation mit den meisten Biobauern in der Bundesrepublik, Bioland, noch nicht festgelegt, so der Bioland-Sprecher.
Erlaubt bleibt Nanotechnik auch bei der Herstellung von Lebensmitteln, die nicht nach den strengeren Verbandsrichtlinien, sondern nur nach dem Bio-Mindeststandard der Europäischen Union produziert werden. Und natürlich in konventionellen Nahrungsmitteln – ab Herbst 2014 wird das zumindest transparent. Auf der Verpackung sollen die Nanoteilchen-Lebensmittel mit "Nano" gekennzeichnet werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers