Ab 2012 bei Naturland: Bioverband verbietet Nanopartikel
Ab 2012 dürfen bei Naturland keine Nanopartikel in der Lebensmittelproduktion mehr verwendet werden. "Nano" wird auch als Klump-Hemmer für Salz verwendet.
![](https://taz.de/picture/253863/14/salz_0817.jpg)
BERLIN taz | Lebensmittel mit dem Naturland-Siegel dürfen ab 2012 nicht mehr mit Nanotechnologie-Unterstützung hergestellt werden. Naturland, der weltgrößte Bioverband, teilte mit, man wisse noch nicht genug über die Auswirkungen der winzig kleinen Teilchen auf Mensch und Natur und werde deswegen bis auf weiteres auf Nanotechnologie bei der Lebensmittelherstellung verzichten.
Bekanntester Vertreter ist das als E551 bezeichnete Siliziumdioxid in Nanogröße, das zum Beispiel verhindert, dass Salz verklumpt. Andere Nanomaterialien können Lebensmittel haltbar machen.
"Wir wissen zurzeit zu wenig über die möglichen Umweltauswirkungen von Nanomaterialien und ihre Wirkungen auf den Menschen", erklärte der Präsidiumsvorsitzende des Organisation, Hans Hohenester, am Donnerstag.
Ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter und immerhin noch ein Millionstel Millimeter – winzig klein und kaum vorstellbar.
Kleine Viren sind 10 Nanometer groß, die Wellenlängen von Licht bewegen sich im Bereich zwischen etwa 400 und 800 Nanometern. Ein Blatt Papier, durchschnittlich 80 Mikrometer dick, entspricht 80.000 Nanometern.
Nanopartikel haben grundlegend andere physikalische Eigenschaften als größere Teile des gleichen Stoffes. Nano-Materialien sind meist kleiner als 100 Nanometer.
Deshalb habe der mit weltweit mehr als 53.000 Bauern mitgliederstärkste Ökoverband seinen Mitgliedern verboten, diese extrem kleinen Stoffe in der Lebensmittelherstellung zu benutzen. Das gelte auch für die Verpackungen. Bei Kosmetika schließen die Naturland-Richtlinien bereits seit 2009 Nanoteilchen aus.
Nanopartikel können Zellwände durchdringen
Die geringe Größe der Stoffe kann gefährlich sein, teilt Naturland mit. So könnten Nanopartikel ungehindert Zellwände durchdringen und sich im Blutkreislauf oder in den Organen von Menschen anreichern. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung habe erklärt, dass insbesondere von Nanoprodukten, in denen gefährliche Nanomaterialien in ungebundener Form vorliegen, Gefahren ausgehen können. Erst wenn es Langzeitstudien gebe, die eine Unbedenklichkeit von Nanotechnik beweisen, will Naturland sein Verbot überdenken.
Der Ökoverband Demeter Deutschland schließt Nano bereits seit 2009/2010 aus. Hingegen hat sich die Organisation mit den meisten Biobauern in der Bundesrepublik, Bioland, noch nicht festgelegt, so der Bioland-Sprecher.
Erlaubt bleibt Nanotechnik auch bei der Herstellung von Lebensmitteln, die nicht nach den strengeren Verbandsrichtlinien, sondern nur nach dem Bio-Mindeststandard der Europäischen Union produziert werden. Und natürlich in konventionellen Nahrungsmitteln – ab Herbst 2014 wird das zumindest transparent. Auf der Verpackung sollen die Nanoteilchen-Lebensmittel mit "Nano" gekennzeichnet werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird