■ AUS POLNISCHER SICHT: Zu vierzehnt in anderthalb Zimmer
Vor einigen Monaten hat die 'FAZ‘ die einzig wahre und prinzipielle Kritik am Osteuropa-Institut der Freien Universität veröffentlicht: Die Osteuropa-Forschung koste zuviel und bringe ganz wenig. Es reicht eben aus, einige Consulting-Büros einzuschalten, um zu wissen, wo es sich lohnt, das 'FAZ‘-Lesergeld zu investieren. Wozu noch die Umstände mit Literatur, Kunstgeschichte, Kultur der Städte und ähnlichem? Es kann doch in einer Gegend, wo man die 'FAZ‘ nicht liest, keine Kultur geben. Recht hat die 'FAZ‘, im Osteuropa-Institut herrschen unmögliche Zustände, eine regelrechte Verostung.
Eine studentische Exkursion nach Krakau beschränkte sich nicht auf einen Besuch im Wawel- Schloß, in der Marienkirche und im Nationalmuseum, sondern beteiligte sich an einer ekstatischen Nachtfete auf den Straßen des alten Judenviertels Kazimierz, wo die Berliner Studenten mit Hunderten Besuchern aus aller Welt zu Klezmermusik tanzten und sangen! Anschließend tranken sie Wein in irgendwelchen Kneipen und das ausgerechnet mit Juden und Polen! Pausenlos besuchten sie Kaffeehäuser und mittelalterliche Keller, verschwendeten die Zeit für Buchläden und Galerien, trafen sich mit den neuen Krakauer Bekannten und fanden sehr wenig Zeit für die alten Gebäude und Museen. Schlafen taten sie in einer dreißig Quadratmeter großen Wohnung zuweilen zu vierzehnt: in den beiden Zimmern, im Vorzimmer, in der Küche und sogar auf dem Balkon! Untergang, Skandal und Katastrophe. Mit solchen Studenten ist keine Wissenschaft zu machen. Die sind bestenfalls dazu geeignet, das wahre Bild Polens, des Landes hinter den sieben Bergen, von dem sie hartnäckig behaupten, es wäre Deutschlands nächster Nachbar, zu stören und dem gesunden Kern der deutschen Bevölkerung einzureden, daß man mit den Polen klarkommen kann. So etwas wird vom Steuergeld der 'FAZ‘-Leser finanziert. Das Institut sollte sofort aufgelöst werden und das eingesparte Geld für die Schweizforschung fließen: dort herrscht relative Ruhe, und man kann die wissenschaftliche Arbeit seriös und sorgfältig betreiben, ohne von irgendwelchen unerwarteten Entwicklungen überrascht zu werden. Piotr Olszowka
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