AUS BERLIN/KOBANI : „Wir brauchen Waffen“
Was gegenwärtig in Kobani passiert, wird Geschichte schreiben. Meine Familie lebt in Kobani – also bis vor vier Tagen lebte sie dort. Nun sind sie in der Türkei. Sie wollten unbedingt bleiben und konnten sich nicht vorstellen, dass der IS so weit vordringen würde. Denn Kurden sind gute Kämpfer. Aber gegen die Raketen des IS können sie nichts ausrichten. Deshalb brauchen wir unbedingt mehr schwere Waffen. Ich habe mir auch überlegt, nach Kobani zu fahren, um dort zu kämpfen. Alle Kurden denken so. Aber ohne Waffen, was soll ich dort ausrichten?
Die Türkei unterstützt noch immer den IS. Denn sie wollen keine kurdische Unabhängigkeit. Immerhin haben die USA die Kurden noch nicht aufgegeben, obwohl sie die PKK nicht akzeptieren. Dass sie Waffen abgeworfen haben, hat uns wieder Mut gemacht. Ich verstehe auch, dass man Probleme mit der PKK haben kann. Ich selbst bin gegen die PKK. Aber jetzt bin ich vor allem gegen den IS. Denn so schwierig ich die PKK finde, der Kampf gegen den IS hat Vorrang. Die politischen Differenzen mit der PKK kann ich später noch diskutieren.
Grundsätzlich und auf lange Sicht brauchen wir aber eine politische Lösung in Syrien, im Irak und in der Türkei. Denn was in Kobani und den Kurden passiert, kann schon bald den Alawiten in Syrien passieren. Wir brauchen eine Lösung ohne Baschar al-Assad.
Es werden jetzt Kämpfer aus dem Nordirak nach Kobani kommen. Kobani wird nicht fallen. Die Kurden werden diese Stadt nicht aufgeben. IK
Jamshid, 31, hat in Syrien Soziologie studiert und ist seit wenigen Monaten in Berlin. Er arbeitet unter anderem mit Adopt a Revolution zusammen