AUF DEM SKATERPLATZ : Fup übt
„Ich werde berühmt. Ich werde berühmt“, sagt Fup. „Echt?“, sage ich. „Worin willst du denn berühmt werden?“ Fup antwortet nicht. Ich klemme sein Skateboard auf meinen Fahrradgepäckständer. Dann fahren wir in die Hasenheide zum Skaterplatz. Unterwegs fährt Fup einen BMW an, fällt auf die Lenkstange seines umgekippten Fahrrads und tut sich weh.
Ich knie nieder und frage, wo es weh tut. Fup weint. Ich sage: „Du musst dich mehr konzentrieren. Als Radfahrer wirst du so jedenfalls nicht berühmt.“ Was mir allerdings auch recht wäre, denn einen langweiligeren Sport gibt es ja wohl nicht. Am Skaterplatz angekommen, jammert Fup, das Skateboard würde immer „auf die Seite“ gehen. Ich sage, das Skateboard sei neu, er solle sich nicht so haben. Er geht zu einem Profi und fragt den. Der sagt, der Gummi unten wäre zu fest und die Schraube müsse man lockern, aber es gebe da zu wenig Gewinde. Er zeigt Fup, wie man trotzdem um die Kurve fahren kann: Indem man das Gewicht nach hinten verlagert, damit sich vorne das Board hebt und zur Seite gerückt werden kann. Fup übt. Ich lese Zeitung. Dann kommt Fup und sagt: „Ich gebe dir eine allerletzte Chance, mir zuzugucken. Sonst hör ich jetzt auf.“ Das will ich natürlich nicht. Also gucke ich zu. Fup nimmt Anlauf, springt auf das Board und hält Balance. Er fährt eine Steigung hinauf und rollt wieder runter. Dann geht er auf eine schiefe Ebene, kippt das Board vorne nach oben, verlagert das Gewicht nach vorne und rauscht das Gefälle hinunter. Alles tadellos. Für die Profis ist das natürlich Pipifax, wie die Skater überhaupt so tun, als wären die kompliziertesten Tricks von anderen ganz normal. Aber ich bin kein Profi und bin beeindruckt. Auch zwei andere Nichtprofis sehen ihm bewundernd zu. Ich hebe den Daumen. Fup hebt seinen und macht weiter. Als wir gehen, sagt Fup: „Papa, was ist ‚berühmt‘?“ KLAUS BITTERMANN