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ASTA pleite und geplatzt

■ Derzeit erkennbares ASTA-Finanzloch ist mittlerweile so groß wie der Etat eines Semesters: 150.000 Mark / Jusos und „Alternative Asta Liste“ erklärten Rücktritt / Angst vor Staatskommissar

Der Bremer ASTA ist bankrott, der Kopierer geklaut. Beim Flugblatt-Entwerfen gehen die Kulis und beim Abtippen die Karbon-Bänder und die Papierbögen ersatzlos aus. Aufwands -Entschädigungen für ReferentInnen, „AEs“ genannt, sind längst gestrichen, die ABM-Kraft des

ASTA für Rechts-und Sozialberatung, der Jurist Ernst Hustädt, wartet seit drei Monaten auf die Überweisung des BAT-IIIa-Gehaltes, das Finanzamt mahnte bereits die Lohnsteuern an. Auf 150.000 Mark beläuft sich nach gegenwärtigen ASTA-Berechnungen das Defizit. Diese Summe

ist genauso hoch wie die halbjährlichen Einnahmen des ASTA aus den Zwangsbeiträgen der StudentInnenschaft: 15,-Mark mal 10.000 studentische EinzahlerInnen.

Fast gänzlich unbemerkt von dieser breiten „Basis“, die sich um ihre „Räte“ immer weniger

schert, tagte gestern die parlamentarische Vertretung der StudentInnenschaft, der „StudentInnenrat (SR)“. Jeweils in voller Fraktionsstärke trafen ein: Die Gruppierungen der ASTA-Koalition Jusos (2), Alternative ASTA-Liste/AAL (8), Autonome (1) und Feministische Liste (2). Für die Opposition versammelten sich Christdemokraten (1) und MarxistInnen-MSB (6) und Sozialstinnen-SHB (5). Die rechnerische ASTA -Mehrheit von 13:12 kam jedoch aufgrund interner Differenzen nicht zum Tragen.

Die Oppositions-Fraktionen versuchten vergeblich, die Ursachen des Finanz-Lochs in Erfahrung zu bringen, während die Juso-AAL-Funktionäre sich, ebenfalls vergeblich, bemühten, die anderen stimmberechtigten Fraktionen davon zu überzeugen, daß dringend die Beiträge der StudentInnenschaft erhöht werden müßten, von 15,-auf 18,-Mark. Drei Stunden vergingen. Es gab plötzliche Auszeiten wie beim Basketball, es gab Ausreden wie bei Bundestagsabgeordneten anläßlich der Diatenerhöhung - „Die Lebenshaltungskosten gestiegen, aber die Beiträge nicht“ - und es hagelte Geschäftsordnungsanträge wie beim zerstrittensten Parteitag.

Schließlich verlas - nach einer Auszeit - Björn Hussmann eine Abtritts-Erklärung von AAL und Jusos: Da sich für die Beitragserhöhung keine Mehrheit finde, trete der ASTA zurück, um die Geschäfte aber kommissarisch weiter bis zur nächsten Wahl im Herbst zu führen, bis dahin könne auch die studentische Finanzprüfungskommission ihren Bericht vorlegen: „Dann haben die Stu

dentInnen das Votum, ob wir schludrig mit Geld umgegangen sind oder nicht.“ Björn Hussmann zur Opposition: „Ihr müßt respektieren, was das für uns für ein Schritt ist. Wir wissen, daß wir uns mit dieser Entscheidung angreifbar machen.“

Zur Inthronisierung des des kommissarischen AAL/Juso-ASTA kam es jedoch nicht. Autonome und feministische ASTA -Mitglieder signalisierten, daß sie den „Juso-Machttaktiker“ Thomas Schlingmann nicht weiter im ASTA-Vorstand dulden wollen. „Der könnte genausogut Vorsitzender eines Sportvereins sein. Hauptsache Vorsitzender.“ Schlingmann hatte autonomen und feminstischen Referaten in den Vorgesprächen keinerlei der versprochenen finanziellen Zugeständnisse machen wollen.

Die studentische Rats-Sitzung endete schließlich mit einem Vertagungs-Beschluß, beantragt von dem Juso Thomas Schlingmann, der seinen kommissarischen Vorsitz gefährdet sah und überraschend befürwortet von der sozialistisch -marxistischen Opposition.

Schlingmann möchte jetzt mit Senator Franke über die Beitrags-Erhöhung verhandeln. In einem internen Papier hat der ASTA sich bereits auch schon Rechenschaft gegeben, wie es dazu kam, daß Defizite per Überziehungskredit von Jahr zu Jahr mitgeschleppt und durch Schlampereien vergrößert wurden. Während einer Sitzungsspause kommt einem Ex -Finanzreferent die Erleuchtung: „Wir haben ja für 100.000 Mark fixe Kosten!!“

B.D.

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