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AOL-KLAGE GEGEN MICROSOFT WIRD DESSEN MONOPOL NICHT BRECHENStellvertreterkrieg für eine Branche

Der größte Medienkonzern der Welt, AOL Time Warner, verklagt den Softwarekrösus Microsoft auf Schadenersatz. Da freuen sich die Anwälte und potenziellen Gutachter schon jetzt auf ein paar weitere fette Jahre vor den Gerichtsschranken mit Tagessätzen, von denen jeder herkömmliche Personalcomputernutzer nicht einmal zu träumen wagt. Denn AOL muss alles auffahren, was das US-amerikanische Rechtssystem bietet, sonst ist Microsoft nicht zu beeindrucken.

Der Softwarekonzern des Bill Gates hat schon zwei hochnotpeinliche Verfahren der Bundesregierung und diverser Einzelstaaten ohne nennenswerten Schaden überstanden. Nun versucht es AOL mal mit einem eher privaten Duell. Im Grunde wird dabei nicht viel Porzellan zerschlagen, denn die beiden Firmen sind sich sowieso spinnefeind. AOL weiß wohl auch, dass dem Hauptmonopol von Microsoft, dem Windows-Betriebssystem für Personalcomputer, auf dem Klageweg nicht beizukommen ist. Aber Bill Gates und seinen Mitstreitern sind so die Hände etwas gebunden, ihr Monopol auf immer neue Softwaregebiete auszudehnen. Während sie vor Gericht Rede und Antwort stehen, müssen sie vorsichtig agieren.

Alles, was Microsoft behindert, kann nur gut sein. Das ist kein neidischer Hass auf die erfolgreichen Programmierer aus Seattle – das ist Verbraucherschutz. Denn die traumhaften Gewinnmargen von Microsoft in Höhe von 30 Prozent des Umsatzes zeigen, dass der Softwaremassenmarkt nicht unbedingt im Sinne der Kunden funktioniert.

Zwar ist auch AOL übermächtig – aber nur auf dem Sektor der Onlinedienste. Microsoft hingegen beherrscht inzwischen den PC und nutzt seine undurchdringlich verwobenen Programme, um auch die kommende Internet- und Multimediawirtschaft zu dominieren.

Ob noch andere Firmen gegen Microsoft klagen und wie viele Softwarebosse aussagen werden, das ist allerdings fraglich. Denn alle wissen, dass Microsoft fast jedem ihrer Unternehmen Schwierigkeiten machen kann. Da finden es alle gut, wenn AOL den Kopf hinhält. REINER METZGER

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