ANDREAS BERGMANN, TRAINER : Der Kandidat
■ trainierte bis 2006 den FC St. Pauli und ist seit Samstag heißester Kandidat für das Traineramt bei Hannover 96. Foto: dpa
Der 2 : 0-Sieg in Nürnberg muss eine Menge Spaß gemacht haben. Hannovers Interimstariner Andreas Bergmann lächelte in jede Kamera. Die gute Laune des schon ergrauten Bundesliga-Debütanten wirkte ansteckend und so schien es, als wäre in Hannover, nicht einmal vier Tage nach dem Rücktritt von Dieter Hecking, wieder alles ganz prima.
Natürlich ist auch das Strahlen von Nürnberg nur eine Momentaufnahme, doch es war unverkennbar, dass der gebürtige Niedersachse und bisherige Coach von Hannovers U23 den Staub von einer lethargischen Mannschaft gepustet hat. Realistisch betrachtet hat Bergmann in den ersten drei Tagen als 96-Cheftrainer nichts anderes gemacht, als locker zu sein. Er drehte vor allen Dingen an der Stimmungsschraube, versuchte, der Mannschaft den Glauben an sich selbst wiederzugeben. Mehr konnte man von ihm in der Kürze der Zeit auch nicht erwarten.
Außerdem setzte er auf junge Spieler wie Djakpa und Rausch. Er würde immer ausbilden statt teuer einzukaufen, hat er als Jugendkoordinator in Hannover einmal gesagt. Er ist eben in erster Linie ein Nachwuchstrainer, obwohl sein junger, lächelnder Fußball auch gestandene Profis mitreißen kann.
Vor vier Jahren, bei seinem bisher einzigen Ausflug als Trainer in den Profifußball, führte er den damaligen Regionalligisten FC St. Pauli bis ins DFB-Pokal-Halbfinale. Die Chancen, dass er bei Hannover 96 Cheftrainer bleibt, sind durch den Sieg am Samstag „deutlich gewachsen“, sagte Vereinschef Martin Kind. „Es wäre nicht klug, gegen jemanden, der erfolgreich ist, Entscheidungen zu treffen.“ Bergmann hörte das mit Freude und hatte gleich den Satz parat, den Profis in so einer Situation sagen: „Ich mache mir überhaupt keinen Kopf, ich konzentriere mich nur auf das nächste Spiel.“
LUCAS VOGELSANG