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AMERICAN PIEPopuläre Provokateurin

Gefeierter Haudrauf: Rousey mit Coach Edmond Tarverdyan Foto: ap

FRONTFRAU Dank der extro­vertierten Ronda Rousey genießt mittlerweile die anfangs be­lächelte Frauenliga der Ultimate Fighting Championship in den USA hohes Ansehen.

Ronda Roussey liebt Provokationen. Handzahm erlebt man sie nicht einmal, wenn ihr größte Auszeichnungen zuteil werden. „Ich frage mich, wie es sich für Floyd anfühlt, auch mal von einer Frau geschlagen zu werden“, sagte Rousey, als sie die „Fighter of the Year“-Trophäe entgegennahm. Die Spitze war gerichtet an den in jener Kategorie unterlegenen populären Boxer Floyd Mayweather, der des Öfteren durch häusliche Gewalt auffällig geworden war.

Die alljährlich vom US-Sportsender ESPN initiierte Veranstaltung hatte so prompt ihren Hit. Mayweather hatte in zurückliegenden Interviews immer wieder vorgegeben, Rousey gar nicht zu kennen. Dabei ist die 28-Jährige ein Aushängeschild der weltgrößten Kampfsportliga Ultimate Fighting Champion­ship (UFC), in der nach dem „Mixed-Martial-Arts“-Prinzip verschiedene Kampfstile kombiniert werden können. Rousey ist Titelträgerin im Bantamgewicht und der größte Schlagzeilengarant in der einstigen Männerdomäne. Mehr noch: ein Medienphänomen.

„Ronda ist unser größter Schatz. Sie ist ein echter Rockstar“, schwärmt Dana White. Der bullige Mittvierziger ist UFC-Chef. Er verweist auf ihren enormen Vermarktungswert: „Sie verdient über drei Millionen US-Dollar im Jahr – und das ausschließlich durch Werbeverträge.“ Auch wenn Experten die Zahl für übertrieben halten, Rousey ist omnipräsent auf Titelseiten von Sportmagazinen, Talkshows und Galas. Im dritten Film der „Expandables“-Reihe spielte die Kämpferin an der Seite von Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger und Harrison Ford, auch im Kassenschlager „Furious 7“ war sie zu sehen.

Den Beinamen „Rowdy“ hat sich die Wrestlingbegeisterte als Hommage an „Rowdy Roddy Piper“ gegeben, einen in den 80ern äußerst populären Showcatcher – ein „Bösewicht“, dem die Fans dank seines enormen Showtalents und losen Mundwerks trotzdem zujubelten. Piper selbst gab auf Anfrage seinen Segen.

Sie freut sich wie ein kleines Kind, wenn ein WWE-Wrestler ihr auf Twitter antwortet, spricht unverblümt über heimliche Versuche auf Dating-Seiten und reagierte öffentlich auf Avancen eines bekannten College-Footballers. Mit elf Jahren begann Rousey mit dem Judo-Training, Mutter Ann­Maria De Mars war 1984 die erste US-amerikanische Weltmeisterin. Es folgten diverse Titel, 2007 die Vize-Weltmeisterschaft, ein Jahr später die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Peking.

Danach fiel Rousey in ein Loch, arbeitete in Bars, begann jeden Tag „mit einem Wodka und einer Zigarette“, wie sie selbst in ihrer Autobiografie erzählt. Schnell kamen auch Tabletten hinzu. „Tiefer hätte ich nicht mehr sinken können“, schreibt sie. Erst die Rückkehr zum Kampfsport gab ihr wieder Halt. In ihrem Sport selbst ist sie seit Karrierebeginn 2010 quasi konkurrenzlos. In bisher elf Kämpfen ist Rousey ungeschlagen, die letzten vier Begegnungen dauerten nicht länger als zweieinhalb Minuten – zusammengerechnet.

Rousey hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die anfangs belächelte Frauen-Division der UFC längst mindestens gleichwertig ist. Am 1. August findet das mit Spannung erwartete Duell mit der Brasilianerin Bethe Correia statt. „Ich sehe so viel von mir selbst in ihr“, schwärmte Box-Ikone Mike Tyson nach einem gemeinsamen Training. Gut möglich, dass Floyd Mayweather diese Ronda Jean Rousey mittlerweile doch kennt.DAVID-EMANUEL DIGILI

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