AM ALEXA : Übermänner & Elche
Es gibt definitiv Jobs, die sind noch beschissener als andere. Vor dem Alexa stehen und Würstchen verkaufen zum Beispiel. Oder: Vor dem Alexa stehen und Würstchen aus einem Bauchladen verkaufen. Oder: Vor dem Alexa stehen und Würstchen aus einem Bauchladen verkaufen, der einen Meter Durchmesser hat. Oder: Vor dem Alexa stehen und Würstchen aus einem Bauchladen verkaufen, der einen Meter Durchmesser hat, und es sind 10 Grad bei Nieselregen. Oder: Vor dem Alexa stehen und Würstchen aus einem Bauchladen verkaufen, der einen Meter Durchmesser hat, bei zehn Grad und Nieselregen, es ist Mitte November, und daneben kündet bereits der erste Glühweinstand in Blockhüttenoptik vom bald unvermeidlich eröffnenden Weihnachtsmarkt hinter dem Alexa.
Und um diesen Glühweinstand herum stehen merkwürdige Menschen. Vorglühen für den Kaufrausch und so. Neben dem Glühweinstand gibt es einen, der verkauft irgendwas mit karamellisiertem Zucker. Und am Dachgiebel des Standes, da haben sie einen Elch installiert. Einen Elchkopf, um genau zu sein. Als ob den jemand abgeschossen und zerteilt hätte, geköpft, wie die Tierköpfe in manchen Restaurants in Brandenburg. Ich kann jedes Mal förmlich die Knochen knacken hören, wenn ich solche klischeehaften Trophäen heterosexueller Übermännlichkeit sehen muss. Das Schlimme ist: Diese Trophäe kann sprechen! Sie besteht aus Kunststoff und bewegt sich im Takt schlecht gesungener Weihnachtslieder in ohrenbetäubender Lautstärke. Und dann noch so laut!
„Feliz Navidat“ singt der Elch, und dann irgendwas, das sich darauf reimt und das klarmacht, dass der Elch angeblich Norweger ist und einen spanischen Onkel hat. Und das in 20-Minuten-Dauerschleife acht Stunden am Tag? Das muss die Hölle sein, von der diese Katholiken immer reden. LEA STREISAND