AKTION VON TÜRKIYEMSPOR : Fußballer werben auf dem Trikot für Homosexuellenverband
Es ist ein Novum im deutschen Fußball: Wenn die dritten Herren von Türkiyemspor am Sonntag gegen Charlottenburg um Punkte spielen, wird ihre Brust zur Aktionsfläche gegen Homophobie: Das Logo des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) Berlin-Brandenburg ziert dann die Trikots des Kreuzberger Klubs.
Nach zahlreichen Aktionen gegen Homophobie im Fußball, etwa durch Bandenwerbung, ist dies ein großer Schritt: „Nun trägt die Botschaft jeder einzelne Spieler am Körper, das hat eine andere Qualität“, sagt Jörg Steinart vom LSVD Berlin-Brandenburg. Die Aktion sei „mutig“.
„Uns haben schon viele per Mail zu der Entscheidung gratuliert“, sagt Robert Claus, Spieler der dritten Mannschaft. „Es bleibt zwar eine symbolische Aktion, aber wir erreichen damit den Ligaalltag.“ Um Geld geht es dabei kaum: Die Mannschaft bekommt nur eine dreistellige Summe vom LSVD.
Geld ist aber ein Grund, warum der Homosexuellenverband nicht auf den Trikots des ersten Türkiyemspor-Teams wirbt. Während des immer noch andauernden Insolvenzverfahrens ist der klamme Klub auf potente Sponsoren angewiesen – der LSVD hätte nicht so viel zahlen können. „Es sollten auch keine bisherigen Geldgeber rausgedrängt werden“, erklärt Steinart. Bereits seit gut fünf Jahren kooperiert der LSVD Berlin-Brandenburg mit dem Kreuzberger Fußballverein bei diversen Aktionen gegen Homophobie. Die Initiative ging nun vom Klub aus, der beim LSVD angefragt hat.
Dass die Signalwirkung in der migrantischen Bevölkerung, die Türkiyemspor erreicht, besonders wichtig sei, glaubt Robert Claus nicht: „Ich würde mich davon distanzieren, dass man der türkischen oder arabischen Community einen besonderen Bedarf unterstellt.“ JENS UTHOFF