ADAC-Experte über Elektroautos: "Es muss sicher und bezahlbar sein"
Christian Buric vom ADAC über Elektroautos als Alternative für Städter, Fahrzeugpreise und warum Menschen in Mietwohnungen im Zweifel im Nachteil sind.
taz: Herr Buric, die Bundesregierung will bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos in Deutschland auf die Straße bringen. Derzeit sind es nicht einmal 3.000. Woran hapert es?
Christian Buric: Wir müssen viel mehr als bislang die Sicht der Verbraucher in den Mittelpunkt rücken. Bislang standen ja eher die Interessen von Industrie und die Politik im Fokus. Aber: Wenn die Verbraucher, also die Autofahrer, nicht mitmachen, wird das Ziel nicht erreicht.
Was wünschen sich denn die Verbraucher?
Der 43-Jährige ist Experte für "Test und Technik" beim Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC).
Ein Elektroauto muss sicher und bezahlbar sein. Und bei Komfort, Reichweite und Platzangebot darf es keine großen Abstriche gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen geben. Im Moment hapert es vor allem am Preis. Elektroautos sind für den Otto Normalverbraucher zu teuer.
Und die Sicherheit? Manch einer fürchtet sich vor auslaufenden Batterien bei Unfällen.
Wir vom ADAC waren die Ersten, die beim I-Miev von Mitsubishi einen Crashtest durchgeführt haben. Wir können sagen: Das Auto ist sicher. Auch der Opel Ampera ist nach bisherigem Erkenntnisstand sicher. Für die Verbraucher sind solche Tests sehr wichtig. Auch bei Erdgas- und Autogas-Autos konnten wir mit unseren Tests die ursprünglich vorhandenen Ängste der Autofahrer abbauen.
Wie sieht es mit der Alltagstauglichkeit der E-Autos aus?
Ein Problem ist das Aufladen der Batterie, das viel Zeit in Anspruch nimmt. Wer in einer Mietwohnung wohnt und keine Garage hat, könnte sein Auto derzeit zu Hause nicht aufladen. Das ginge nur an Ladestationen, etwa in Parkhäusern, während man einkaufen geht, oder in der Firma, wenn man arbeitet.
Gibt es überhaupt genügend Ladestationen?
Da im Moment nur wenige Elektrofahrzeuge auf der Straße sind, reichen die Ladestationen. Aber deren Zahl müsste natürlich stark steigen, wenn wir viele E-Autos bekommen. In Zukunft könnte sich auch die Möglichkeit der Schnellladung durchsetzen: Wenn die Batterie in zehn Minuten voll wäre, wäre das toll. Daran sollten die Hersteller mit Hochdruck arbeiten.
Werden sich die Mobilitätsvorstellungen durch Elektrofahrzeuge ändern?
Ja, auf jeden Fall. Man muss viel mehr planen: Wie weit kann ich fahren, wann und wo kann ich aufladen, muss diese Fahrt wirklich sein? Solche und ähnliche Fragen werden sich die Verbraucher viel häufiger als bislang stellen. Für die Bewohner von Städten ist das Elektroauto dennoch eine gute Alternative zum herkömmlichen Auto.
Wer soll denn die vielen Elektroautos kaufen?
Dass private Verbraucher im großen Stil zugreifen, ist derzeit nicht vorstellbar. Da müssen schon große Unternehmen und Behörden vorpreschen, die über einen Fuhrpark verfügen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links