ABT. ALLZU INNIGE BCCI-CONNECTIONS (15): Schwachstellen-Suche
■ OECD-Staaten beraten über effektive Bankenaufsicht
Dresden (taz) — Die kriminellen Geschäftspraktiken der Bank of Credit & Commerce International (BCCI) beschäftigen inzwischen sogar die OECD. Der Währungsausschuß dieses Beratungsgremiums von 24 Industriestaaten diskutierte am Montag in Dresden über die Schwachstellen der internationalen Bankenaufsicht, die solch' illegale Transaktionen wie die Drogengeldwäsche im großen Stil erst möglich machten.
„Das einzig Positive ist, daß bisher jedenfalls keine Vertrauenskrise auf den Finanzmärkten aufgetreten ist“, bilanzierte Bundesbank-Vizepräsident Hans Tietmeyer. Internationale Bankengremien würden in Basel die Frage diskutieren, wie Skandale in BCCI-Größenordnung künftig vermieden werden können — bislang allerdings ohne Ergebnis. Die OECD-Währungshüter waren sich immerhin einig, daß mehr Transparenz über die Verflechtungen im internationalen Bankengeschäft herrschen sollte.
Denn dann wüßten die Aufsichtsbehörden wohl eher, wann die Kontrolleure den zu kontrollierenden Bankmanagern zu nahe stehen — wie offenbar Price Waterhouse. Die renommierten Wirtschaftsprüfer sollen den BCCI-Geschäftsbericht von 1989 gebilligt haben, obwohl sie bei der Bilanzprüfung schon über „unsaubere Transaktionen“ gestolpert seien. Das jedenfalls glauben amerikanische Regierungsstellen. Die „Unregelmäßigkeiten“ soll Price Waterhouse demnach lediglich den Managern der BCCI gemeldet haben.
Allzu innige Managementbeziehungen soll es zudem über den schweizerischen Bankier Alfred Hartmann zwischen der BCCI und der Banca Nazionale del Lavoro gegeben haben. Hartmann soll nach Meldungen des Wirtschaftsinformationsdienstes 'vwd‘ den Verwaltungsräten beider Institute gedient haben. Außerdem ist er Vizedirektor der Genfer New York Inter Maritime Bank. An dieser Bank wiederum hält Abbas Gokal Anteile — jener pakistanische Großreeder, dessen geplatzter BCCI-Kredit von 700 Millionen Dollar der Anlaß für die britische Notenbank war, die BCCI am 8. Juli zu schließen.
Zu guter Letzt kamen, während die OECDler in Dresden noch berieten, neue BCCI-Nachrichten: Nach einem Bericht der 'Financial Times‘ habe das Geldhaus den afrikanischen Staat zwischen 1985 und 1987 um 150 bis 200 Millionen Dollar betrogen. Beschäftigte der Londoner Niederlassung hätten der nigerianischen Zentralbank nach komplizierten Täuschungsmanövern beispielsweise zweimal Zinsen für Kredite abgenommen. Auch seien Einlagen der BCCI-Nigeria illegal auf ein von London aus verwaltetes Geheimkonto überwiesen worden. Ein Rohstoffhändler in London erhielt laut 'Financial Times‘ sechs Millionen Dollar Schweigegeld, nachdem er aufgrund der Manipulationen Verluste registriert habe. Donata Riedel
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