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Rational ist sie. Berechenbar natürlich sowieso. Theoretisch und völlig klar. Von wegen! Ein mathe.mag über allerhand Unmathematisches
INTERVIEW SASKIA VOGEL
Barbara Meier, 22, ist Botschafterin für das Jahr der Mathematik 2008 und Germany’s Next Topmodel 2007 und studiert Mathematik in Regensburg. Ihre Abiturnote im Fach Mathe war jedoch keineswegs eine glatte Eins. Sondern eine 0,9. Ihre Maße sind 81 – 61 – 94.
taz mag: Barbara, deine Agentur sagte mir, das Telefoninterview wäre um zwölf Uhr. Jetzt ist es drei Uhr nachmittags, und du rufst an. Hast du dich in der Zeit verrechnet?
Barbara Meier: Nein. Ich habe nur von dem Termin zu spät erfahren.
Du arbeitest international als Model. In welchem Winkelgrad verlief deine Karriere bisher?
Ein kometenhafter Aufstieg, das würde einen Aufstieg um 90 Grad bedeuten. Meine Karriere bewegt sich im 50-Grad-Winkel nach oben, jedoch nicht immer linear.
Du hast gerade dein Vordiplom in Mathematik abgeschlossen …
… falsch, mir fehlen noch fünf Prüfungen. Neben dem Modeln bleibt halt kaum Zeit zum Lernen, leider geht es langsamer voran als gedacht. Ich will aber auf jeden Fall mein Studium beenden.
Bekanntlich müssen Models am Set immer ewig warten. Bleibt in der Shootingpause denn keine Zeit für den Satz des Pythagoras?
Doch, es kommt durchaus vor, dass ich mit Lockenwicklern im Haar einen Vektor berechne, noch schnell bevor der Nagellack trocken ist. Für mich sind kleine Matheübungen auch ein geistiger Ausgleich zur körperlich anstrengenden Arbeit als Model.
Was fasziniert dich an der Mathematik?
Es ist eine sehr beständige Wissenschaft, und wenn eine Vermutung erst mal bewiesen ist, kann man sicher sein, dass dieser Satz auch stimmt. Auf die Mathematik kann man sich verlassen.
Ist Mathe also eher etwas für Menschen mit großem Sicherheitsbedürfnis?
Das würde ich nicht sagen. Sie ist etwas für Leute, die sich gerne hoch konzentriert in kleine Details verbeißen. Ich selber war auch nie besonders ordentlich oder habe alles fein säuberlich in mein Heft notiert. Im Gegenteil: Auf meinem Schreibtisch regiert das Chaos.
Ist es als Botschafterin für das Jahr der Mathematik nicht langweilig, zwischen den ganzen Nerds auf staubtrockenen Empfängen zu stehen?
Wieso Nerds? Mathematiker sind genauso interessant oder langweilig wie andere Wissenschaftler auch. Das Klischee des extrem introvertierten Sonderlings mit Hornbrille ist tatsächlich nicht mehr als ein Vorurteil.
Wie kamst du als klassenbeste Mathematikerin denn bei deinen Mitschülern an?
Gut. Kurz vor den gefürchteten Klausuren wollten alle Nachhilfe von mir. Wir haben Lerngruppen gebildet, das ist eine der besten Strategien, um sich vorzubereiten. Mein Fasziniertsein von der Mathematik hat aber kaum jemand verstanden.
Hattest du selber auch Bammel vor den Klausuren?
Nein. Ich war gut vorbereitet und damit auf der sicheren Seite. Ich verstehe auch nicht die „Matheangst“ vieler Schüler. Während etwa bei einem Deutschaufsatz der Lehrer in seiner Benotung viel Interpretationsraum hat, gibt es in Mathe nur ein Richtig oder Falsch. Der Lehrer kann dem Schülern also nicht willkürlich eine Fünf geben, nur weil er ihn persönlich nicht leiden kann. Ich rate jedem Schüler, die Mathematik mit ein wenig mehr Souveränität anzugehen.
Bei Germany’s Next Topmodel warst du die schönste und zugleich die intelligenteste Kandidatin.
… das will ich nicht beurteilen. Als Mathematikerin mag ich aber keine falschen Aussagen treffen. Deswegen überlege ich erst mal, bevor ich den Mund aufmache.
Zum Schluss noch eine kleine Kopfrechenaufgabe: Die Quersumme deiner Honorare, multipliziert mit Drei!
Nein, mein Einkommen verrate ich nicht.
Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir es trotzdem rausbekommen?
Die tendiert gegen null.
SASKIA VOGEL, Jahrgang 1980, hat ein Mathegenie zum Vater und verhaute dennoch ihre Mathe-Leistungskurs-Klausur im Abitur. Irgendwie dachte sie, ihr Vater habe das Mathegen vererbt. Hat er aber nicht. Macht nichts