70 Jahre Augsburger Puppenkiste im TV: Puppenkiste feiert TikTok-Revival
Vor 70 Jahren wurde die erste Augsburger Puppenkiste gesendet. Tom Böttcher verhilft den Marionetten auf TikTok nun zu neuer Beliebtheit.
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Die beiden Frauen auf dem Foto aus dem Jahr 1957 kennen Sie vermutlich nicht. Wohl aber die Wesen am anderen Ende der Strippen: Urmel aus dem Eis, das Sams, den kleinen König Kalle Wirsch – die Figuren der Augsburger Puppenkiste. Und die feiert ein Jubiläum: Vor 70 Jahren strahlte die ARD mit „Peter und der Wolf“ erstmals ein Stück des Marionettentheaters im Fernsehen aus. Zahlreiche Stücke folgten – das wohl bekannteste: „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“.
Doch inzwischen haben die Fernsehsender das Interesse am Puppenspiel verloren. Zu Unrecht, findet Tom Böttcher. Der 28-Jährige Schauspieler ist dank der Puppenkiste seit Neuestem auch Social-Media-Star. Auf dem Videoportal Tiktok ahmt er die skurrilen Bewegungen der Puppen nach. Er wandelt mit schlabberigen Gliedmaßen und leerem Blick durchs Bild, kocht sich Kaffee, schnackt mit dem Nachbarn, unterlegt mit der ikonischen Musik aus „Jim Knopf“.
wochentaz: Herr Böttcher, sind Puppenspiele nicht viel zu langweilig, um junge Menschen noch zu begeistern?
Tom Böttcher: Das dachte ich am Anfang auch. Gerade auf Tiktok, wo das Publikum ziemlich jung ist, kennt das doch niemand mehr! Mich hat überrascht, wie gut die ersten Videos ankamen.
Ihre Videos haben zum Teil Hunderttausende Likes. Woher kommt diese Begeisterung?
Ich glaube, bei vielen werden ganz tief sitzende Erinnerungen geweckt. Den Klang der „Jim Knopf“-Musik und die Ästhetik der Puppenkiste verbinden viele mit ihrer Kindheit. Ich habe seit Oktober wohl an die tausend Nachrichten, in denen Menschen erzählen, wie glücklich sie meine Videos machen. Das berührt mich sehr.
Was verbinden Sie persönlich mit der Augsburger Puppenkiste?
Ich war als Kind ein Riesenfan. Ich kann mich genau erinnern, wie ich Abend für Abend vor unserem Röhrenfernseher saß und mir diese VHS-Kassetten reingezogen habe. Dabei habe ich auch die Bewegungen der Puppen komplett verinnerlicht. Um die Tiktok-Videos zu drehen, musste ich mir die Videos nicht noch mal anschauen.
Wie kamen Sie auf die Idee?
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Ich hatte schon immer großen Spaß daran, andere nachzuahmen. Vielleicht bin ich deshalb Schauspieler geworden. Und die Puppen aus der Puppenkiste habe ich schon als kleines Kind nachgeahmt. Ich wollte einfach mal was Neues ausprobieren, Tiktok war dafür die perfekte Plattform, weil man mit den richtigen Inhalten in ganz kurzer Zeit sehr viele Menschen erreichen kann. Da kennt mich noch niemand, dann kann ich da auch mal etwas Experimentelles posten.
Welcher ist Ihr Lieblingsfilm der Augsburger Puppenkiste? „Schlupp vom Grünen Stern“. Da geht es um einen Roboter, der nur durch Streicheleinheiten zum Leben erweckt werden kann.
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