piwik no script img

67 neue Risse im Atommeiler Krümmel...

■ ...aber nur ganz, ganz kleine, sagt das Kieler Energieministerium

Neue Rohrleitungsrisse im Atommeiler Krümmel. Bei der Überprüfung von 876 Schweißnähten in den ferritischen (eisenhaltigen) Rohrleitungen entdeckten die Betreiber nicht weniger als 67 Risse, vorwiegend im Bereich der Speisewasserleitungen. Zwar liegt eine abschließende Bewertung dieses Befunds durch den TÜV noch nicht vor, klar ist aber schon heute: Die fälligen Reparaturmaßnahmen werden die Wiederinbetriebnahme des AKW weiter verzögern.

Nach Auskunft von Klaus Kramer, Sprecher des Kieler Energieministeriums, handelt es sich dabei durchgehend um „kleine Risse unter 25 Millimetern mit geringer Tiefe“. Sie seien während des Betriebs durch „Dehnungskorrosion“ entstanden. Einige Rohrstücke müßten ausgewechselt, andere Risse könnten „herausgeschliffen werden“. An einen Austausch der gesamten ferritischen Rohrleitungen sei aber nicht gedacht.

Zudem seien zukünftig Verfahrens-Änderungen beim Betrieb des Meilers nötig, um weitere Rißbildungen zu verhindern. Allerdings sei es „nicht auszuschließen“ daß trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen „auch in Zukunft weitere Risse durch den Kraftwerksbetrieb entstehen“ könnten. Statt mit dem Austausch des gesamten Rohrleitungssystems wolle die Kieler Aufsichtsbehörde diesem Problem aber „durch regelmäßige Prüfungen“ beikommen.

Der energiepolitische Sprecher der GAL, Alexander Porschke, äußerte gestern „erhebliche Bedenken“ gegen das von Kiel anvisierte Reparaturkonzept. „Ich habe Zweifel, ob das Energieministerium hier nicht dem Druck nachgibt, unter den es wegen der von ihm verfügten Reparatur-Stillstände von Brunsbüttel und Krümmel gesetzt wird“, kommentierte der GAL-Atomexperte die Aussagen aus Kiel. Die Risse „einfach wegzuschleifen“, das klänge nach der „billigsten und schnellsten, nicht aber nach der sichersten Lösung“.

Marco Carini

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen