: 500 gute Freunde
■ Der „Freundeskreis des Übersee-Museums e.V.“ ist fünf Jahre alt geworden
Ein Freund, ein guter Freund — das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt. Aber 500 gute Freunde sind auch nicht schlecht. Das Übersee-Museum ist also ein Glückspilz. Denn: Es hat diese 500 guten Freunde; und zwar nicht nur in guten Zeiten, sondern genau genommen der schlechten wegen. Und das nun seit genau fünf Jahren.
Fünf Freunde des „Freundeskreises des Übersee-Museums e.V.“ machten gestern der örtlichen Presse klar, daß man mit ihnen rechnen kann. Tja, wie soll's Ingomar Benoit, pensionierter Geschäftsführer der Arbeiterkammer und 2. Vorsitzender des Freundeskreises, jetzt ausdrücken — also daß die 500 Freundeskreis-Mitglieder verschweißt wären mit dem Museum, das wäre vielleicht doch zuviel gesagt. Aber man möchte eben gerne über den freien Mitglieds-Eintritt hinaus in einem zeitgemäß konzipierten Groß-Museum mittun. Und mittun heißt in einem zeitgemäßen Bremer Museum mitzahlen. Schon da, wo wir sitzen, wäre ohne den Freundeskreis kein Zustandekommen: Was hätte die Schmöker-Ecke ohne Kinderbücher machen sollen? Oder damals, als man zufällig Stimmer für die verstimmten Gamelan-Instrumente zur Hand hatte — wer hätte da zahlen sollen, wo im Haushalt doch nirgendwo „Gamelan-Stimmung“ aufgeführt war? Auch im Karteikartenwesen sind die Freunde nützlich — ach, einfach immer und überall und ad und hoc, wo eben Not am Mann, also Geld ist. Als eine „Ideenfeuerwehr“ bezeichnet Herr Benoit darum ganz gern den Freundeskreis (Beitrag ca. 30.— pro Person und Jahr) — freund denke nur an die leihgegebene Fossilienplatte oben in „Nordamerika“, die Direktorin Elisabeth Kuster- Wendenburg so „ans Herz gewachsen ist“. Schließlich ist sie Geo-und Paläontologin und die Platte ein Indiz — dafür, daß die Kontinente vor 50 Mio. Jahren in Verbindung standen. Frage jetzt bitte niemand, warum, es hängt mit dem Palmblatt und den zwei Fischen zusammen. Überhaupt war zu der Zeit eine Zeit, in der die Pferde noch fuchsgroß waren, erzählt die anwesende Direktorin mit vollem Herzen. Jedenfalls: Die Platte stammt aus Messel bei Darmstadt, Lieblingsgrabungsort der Direktorin, und kostet schlappe 100 000 Mark. Na, das ist schon mal gar nicht aufgeführt im Haushalt, und darum sammelt wieder der Wunscherfüllungsgehilfe Freundeskreis. Auha: Er war schon wieder erfolgreich! Rechnungsprüfer Ludwig Kopp steht plötzlich auf, verliest feierlich ein wenig Rede und überreicht Frau Direktor einen Scheck in Höhe von: na? Na?? Herr Kopp ist dramaturgisch veranlagt: Von DM 900.—!! Die Direktorin bedankt sich artig. Das kann man erwarten. claks
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen