50 Jahre Gleichberechtigung per Gesetz: Ich Tarzan, du Jane!
Die Ungleichbehandlung in den Gesetzen ist geändert. Aber die schrecklichen Sätze, die wir nicht mehr hören wollen, sie bleiben.
"Eine Frau sollte zu einem Mann aufschauen können." (zuletzt gehört 2008 von Silke Z., 38, in einer Diskothek)
Eine uralte Kamelle. Der Satz erlebt heute durch die sogenannten Evolutionsbiologen seine Renaissance. Danach verkörpern große, gebildete, erfolgreiche Männer Status und Schutz in der wilden Horde für den Nachwuchs der Frau und sind deshalb attraktiv. Ich Tarzan, du Jane! Nur leider bekommen viele gebildete, großgewachsene Frauen heute angeblich gar keine Kinder mehr, weil es nicht genug noch größer gewachsene, noch gebildetere Männer als Partner gibt. Sagen jedenfalls Familienforscher. Der Spruch ist also eine Art Selbstvernichtungsprogramm für die akademische Bevölkerung. Mal abgesehen davon, dass es nicht logisch ist, warum Frauen dringend Männer wollen, die auf sie herunterschauen.
"Frauen legen viel Wert auf Beziehungen, Männer auf ihre Arbeit." (Allan und Barbara Pease, Kommunikationstrainer und Hobbybiologen, 1998)
Eine alte Polarisierung, nach der Frauen für die Nestwärme, Männer für den Familienunterhalt zuständig waren. Neuerdings beruft man sich dabei auf die Hirn- und Hormonforschung. Auf dem Mars wird geackert, auf der Venus geplaudert! Das Glaubenssystem lässt Männer in der Jobwelt malochen und hält Frauen als potenzielle Konkurrentinnen eher draußen. Schaffen sie es doch in die Wirtschaft auf den Chefsessel, setzt sich die Dualität fort in Mythen über einen emotionaleren "weiblichen" Führungsstil. Nur komisch, dass Männer recht gut im Networking sind - also auch "viel Wert auf Beziehungen" legen.
"Falten machen einen Mann männlicher, eine Frau älter". (Jeanne Moreau, Filmschauspielerin, geboren 1928)
Dieser Satz ist eine echte Problemzone, die man aber nicht betreten muss. In einer alternden Gesellschaft versuchen sich die Geschlechter gegenseitig die Verfallsangst zuzuschieben. Manche Frauen schultern bereitwillig wie Esel das Bündel. Längst hat die Kosmetikindustrie den Mann entdeckt. Auch der braucht laut Werbespot Faltencreme, um vitaler zu wirken. Der Wahnsinn wird wenigstens gerechter verteilt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Israel und Hisbollah
Waffenruhe tritt in Kraft
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich