5 dinge, für die Weihnachten nicht steht:
1 Konsumverzicht
Bis zum Jahr 2050 soll, so die Zielmarke des Umweltbundesministeriums, jede Person in der Bundesrepublik nur etwa eine Tonne CO2 ausstoßen im Jahr – also ein Zehntel dessen, was jede/r von uns heute verbraucht. Und das heißt: Die Leute sollen endlich aufhören, im Konsumieren Lebensqualität und Erfüllung zu sehen. Sie sollen begreifen, dass die Vorstellung, alles sei jederzeit zu haben, ihr Begehren manipuliert. Haben ist nicht Sein. Auch an Weihnachten nicht.
2 Schnee
Schnee an Heiligabend sei ähnlich alltäglich wie eine Marienerscheinung, schreibt Jörg Kachelmann. Hinzu kommt: Er wird immer unwahrscheinlicher angesichts des Klimawandels. Warum sich die hartnäckige Vorstellung hält, es müsse an Weihnachten schneien, ohne in Betracht zu ziehen, dass wir alles dafür tun, dass es das nicht tun wird, zeigt, wie falsch verschaltet wir im Gehirn sind: Kausale Zusammenhänge werden nicht akzeptiert.
3 Trennung von Kirche und Staat
Die ersten Berichte flattern rein, dass es auch im Jahr 2023 hierzulande eine hohe Zahl an Kirchenaustritten gibt, wenngleich der Trend vermuten lässt, dass es etwas weniger als 900.000 sein werden wie im letzten Jahr. Zwar sind Kirche und Staat mit dem Austritt noch lange nicht getrennt, aber die Message ist klar. Glauben ist Privatsache; Staat und Kirche dürfen nicht vermischt sein. Denn die Geschichte von Theokratien ist eine ungute. Auch wenn die Christen gerade keine Kreuzzüge machen und keine Frauen mehr als Hexen verbrennen, sieht es in den Theokratien anderer Religionen, in Afghanistan oder im Iran anders aus. Im Iran übrigens gibt es gerade diese Hoffnung, dass die Menschen das theokratische Regime tanzend stürzen. Seit Männer in einem Markt verhaftet wurden, weil sie tanzten, tanzen die Iraner*innen öffentlich im ganzen Land.
4 Familienfrieden
Die Weihnachtszeit ist der High Noon häuslicher Gewalt. Frauenhäuser warnen bereits. Das Fest der Liebe wird in dysfunktionalen Familien schnell mal zum Fest der Hiebe. Das Hilfetelefon bei Gewalt gegen Frauen ist unter 11 60 16 erreichbar, wenngleich die Warteschleife lang ist. Das Kinder- und Jugendlichentelefon hat die Nummer 11 61 11. Im Notfall die Polizei anrufen.
5 Nüchternheit
Um die Feiertage steigt der Alkoholkonsum. Sei es, weil man mit Freunden oder der Familie zusammen ist. Oder sei es aus Einsamkeit. Aber wäre es nicht schöner, wir würden die Dämonen stattdessen wegtanzen? Wie im Iran? (ws)
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