piwik no script img

5 dinge, die wir von haftbefehl gelernt haben

1 Denkst, im Rausch ist das Leben schön

Seit Tagen blickt man in München gebannt auf eine Rettungsaktion am Eisbach. Diesmal steht kein Menschen­leben auf dem Spiel, sondern die legendäre stehende Welle selbst, die dort Sur­fe­r:in­nen aus der ganzen Welt anlockt. Nach einer Bachauskehr hat sie sich zurückgezogen und kommt einfach nicht wieder. Na und? München hat ja noch Oktoberfest, FC Bayern und bald Olympia. Ja eben, gerade deshalb braucht man dort auch noch was Schönes.

2 Was du machst, ist nur Fake

Forschungsministerin Doro Bär (CSU) versucht derweil, auf einer Empörungswelle zu surfen. In einem Podcast sagte sie kürzlich, sie habe sich als Kind zu Fasching als „Indianerin“ verkleidet. „Indigene Völker“ hätten damit auch kein Problem, behauptete sie, anders als die hiesigen „Moralapostel“. Mal sehen, ob sich solche kulturkämpferischen Schein-Verbotsdebatten für Bär auszahlen. Vermutlich aber ist die deutsche Gesellschaft doch toleranter. Immerhin lässt man Bär ihre Verkleidung als Politikerin ja auch durchgehen.

3 Chayas wissen, wer die Baba ist

Deutlich mehr Substanz kommt da von Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum, deren Kampf gegen Trolle, wie Donald Trump, nicht der Selbstprofilierung dient. Am Mittwoch wurde Scheinbaum auf offener Straße von einem Mann sexuell attackiert. Obwohl sie äußerlich cool blieb, erstattete sie Anzeige. Auch, wie sie sagt, um ein Zeichen zu setzen in einem Land, dessen Femizidrate noch über der deutschen liegt. Manche Kämpfe lohnen sich, andere sind halt Kinderfasching.

4 Du gibst mir kein Respekt, dann kriegst du kein Respekt

Respekt für Frauen ist nicht das, was man bei Miss-Wahlen erwartet. Aber auch niedrige Erwartungen können unterschritten werden. Nachdem Fatima Bosch, diesjährige Miss Mexico, sich die aggressiven Beleidigungen von Show­direktor Nawat Itsaragrisil nicht bieten ließ, drohte der ihr mit Rausschmiss. Aus Protest verließen daraufhin viele der Frauen, denen Itsaragrisil letztlich ja seinen Job verdankt, den Raum. Beauty­queens aller Länder, vereinigt euch! Zusammen seid ihr noch schöner!

5 Die Schule fürn Arsch

Zum Wahren, Schönen und Guten und damit in den Unterricht gehören nach Meinung von Offenbacher Schü­le­r:in­nen auch die Texte von Rapper Haftbefehl. Aber seit wann dürfen junge Leute mitreden?! Über das Image der Gen Z (arbeitsscheu und asozial), ihre Aufgaben (Wehrdienst, Pflege) und ihre Zukunft (keine Rente, kein Frieden) bestimmen in diesem Land immer noch alte weiße Männer. Für einen Realitätscheck wird nun Haftbefehl beantragt. (sny)

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen