5 dinge, die wir gelernt haben:
1 Die Ampel war stabil
Trotz ewiger Streitereien hat die viel geschmähte Ampel mehr zustande gebracht als gedacht. Und nein, damit ist nicht das werdende Kind gemeint, über das Christian Lindner sicher rein zufällig in dieser FDP-Krisenwoche die Bunte informierte. Und auch nicht das frisch gewählte Wort des Jahres („Ampel-Aus“). Nein, die Ampel war tatsächlich stabiler und hat viel länger durchgehalten als die benachbarte französische Regierung. Während Lindner erst nach drei Jahren gefeuert wurde, ist für Macrons Premierminister Barnier jetzt schon nach drei Monaten Schluss, weil ihn Linke und Rechtsextreme gemeinsam stürzten.
2 Scholz hat einen neuen Koffer
Was der Kanzler und laut SPD-Vorstandsbeschluss hundertprozentig erwünschte Wiederwahlkandidat bei seinem Überraschungsbesuch in Kyjiw wirklich mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj besprach, blieb leider deutlich geheimer als die Ausstiegspläne von FDP und Grüner Jugend. Das größte erkennbare Novum war, dass Olaf Scholz statt seiner abgewetzten Aktentasche einen Alukoffer dabei hatte. Zum Inhalt sagte der befragte Gepäckträger: „Im Wesentlichen handelt es sich um Reiseutensilien, Wäsche und was man so braucht.“ Nur was die ukrainische Regierung laut Selenskyj braucht, war wieder nicht drin: der Taurus.
3 Merkel verkauft sich schlauer
Wie schafft sie das nur? Obwohl die Exkanzlerin in ihren Memoiren noch weniger Geheimnisse oder Fehler enthüllt als ihr Nachfolger, und obwohl sie keine dreckige Wäsche wäscht, verkauft sich ihr 42 Euro teurer 700-Seiten-Schinken besser als die wärmsten Semmeln. Nimm das, Seehofer! Mit 200.000 Stück erfolgreichster Buchstart 2024! Offenbar wirken Merkels zähe Groko-Jahre heute wie gute alte Zeiten zum Durchschmökern.
4 Mar-a-Lago ist das neue Canossa
Donald Trumps Anwesen in Florida ist in echt weit weniger spektakulär als es im Fernsehen aussieht. Statt zum weiten, wilden Ozean schaut man nur auf eine ostseeähnliche Lagune. An der Aussicht kann es also nicht liegen, dass jetzt Hinz, Kunz und der einstige Trump-Kritiker Mark Zuckerberg nach Mar-a-Lago pilgern. Auch Jeff Bezos zeigt sich mit Blick auf Trumps zweite Amtszeit „dieses Mal wirklich sehr optimistisch“. Nichts ist stärker und gespenstischer als die Anziehungskraft der Macht.
5 Keiner von Biden ist fein raus
Die wohl einzige Hoffnung auf den Erhalt der Demokratie in den USA liegt in der Widerstandskraft der Justiz und der Demokraten. Umso bedauerlicher, dass der scheidende Präsident Joe Biden mit einem Zug gleich beide geschwächt hat – durch die willkürliche Begnadigung seines verurteilten Sohnes im Namen des Volkes, äh, Vaters. (lkw)
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