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■ 45 Grad im SchattenGeorg Büchner / Günther Uecker / Höhlenmalereien im Alb-Donau-Kreis / Ginger Rogers / Elton Hercules John / John Lennon, Brian Epstein, Paul McCartney / Hans Wollschläger

Der Deutsche Klassiker Verlag in Frankfurt und der Insel Verlag Anton Kippenberg in Leipzig veröffentlichen gemeinsam eine zweibändige Ausgabe sämtlicher Werke und Briefe Georg Büchners. Die Texte folgen den Handschriften und Erstdrucken, werden gründlich kommentiert und mit zahlreichen Dokumenten versehen. Herausgeber der verlegerischen Gemeinschaftsproduktion, deren erster Band Ende 1989, deren zweiter Ende 1990 erscheinen soll, ist der Weimarer Büchnerforscher Henri Poschmann. Erarbeitet wird die Ausgabe nach den editorischen Leitlinien des Deutschen Klassiker Verlags.

Günther Uecker, nagelnder Avantgardist aus Düsseldorf, wird ab dem 14. September rund 800 seiner Arbeiten im Moskauer „Künstlerhaus am Krimwall“ ausstellen. Veranstalter der Ausstellung sind der Künstlerverband, der Kulturfonds und der Designerverband der UdSSR. Nach Angaben der Veranstalter ist es die erste große Ausstellung eines Avantgarde –Künstlers aus der Bundesrepublik in der sowjetischen Hauptstadt. Uecker selbst, der sich mit Nagelbildern einen Namen machte, beruft sich in einem Beitrag zum Ausstellungskatalog auf den sowjetischen Konstruktivismus der zwanziger Jahre als einen Anknüpfungspunkt seiner Arbeiten. Die Moskauer Ausstellung schließt ihre Tore am 1. November 1988.

Die Urgeschichtsforscher vermuten eine Sensation: Im Technologiezentrum des Landkreises Göppingen gelang ein Beweis, wonach es in Europa Höhlenmalereien gibt, die älter als 21 000 Jahre sind. Nach den neuesten Erkenntnissen ist jener Stein, der 1979 in der Geisenklösterlehöhle bei Blaubeuren im Alb-Donau-Kreis gefunden wurde, vor rund 37 000 Jahren von den Cromagnon-Menschen bemalt worden. Bisher galten die Höhlenmalereien im französischen Ardechetal als die ältesten in Europa. Der Biochemiker Christian Hradezky wies in seinem Labor nach, daß schwarze Striche auf dem Stein nicht natürlichen Ursprungs sind, sondern daß es sich um künstlich hergestellte Farbe handelt. Der jetzt untersuchte Stein aus Blaubeuren müsse vor rund 37 000 Jahren bearbeitet worden sein, meinen die Archäologen.

Ein Gericht in New York hat die Klage von Ginger Rogers gegen die Produzenten von Fellinis „Ginger und Fred“ abgelehnt. Richter Robert Sweet begründete die Entscheidung damit, der Film sei ein geschütztes künstlerisches Werk. Auch seien die Namen Ginger und Fred zum Symbol für elegante Ballsaal-Tanznummern geworden. Frau Rogers hatte die Klage 1986 unter anderem angestrengt, weil der Film nach ihrer Auffassung den Eindruck erwecke, als habe sie selbst mitgewirkt. Zudem war sie der Meinung, daß die Filmproduzenten sich Titel und Thema widerrechtlich angeeignet hätten. Und sie fühlte sich als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens verletzt.

„Ich habe immer versucht, mit Humor zu sammeln und da gibt es Dinge, die komisch und gräßlich sind“, sagt Elton Hercules John. Nun will der „besessene“ Sammler sein Leben ändern und sich mit fünf Gemälden bescheiden. Den Rest seiner Kollektion, rund 2000 Objekte, soll das Londoner Auktionshaus Sotheby's meistbietend verkaufen. Geschätzter Wert: zehn bis 13 Mio. Mark. John gefällt die Vorstellung, seinen Bewunderern und Fans viel Geld für Gegenstände abzuknöpfen, die er selber zum großen Teil fürchterlich findet. Der Chef von Sotheby's dagegen nennt die Kollektion „historisch“. Da gibt es einen grünen Plexiglas-Tisch, dessen Platte von einer nackten Barbarella getragen wird (16.000 bis 23.000 Mark), riesige Schuhe mit einer 135 Centimeter hohen Sohle (etwa 5000 Mark), vor allem Sonnenbrillen jeder Art und Größe. Außerdem „Art Nouveau“ und „Art Deco“, eine kleine Serie graziöser Bronzestatuen aus den zwanziger Jahren, einige von Galle, andere von Lalique, außerdem Dutzende von Plakaten des Malers Alphonse Mucha. Und fünf Rembrandt-Lithographien (zwischen 3000 und 20.000 Mark).

Einer neuen Biographie zufolge soll John Lennon in seinen frühen Jahren homosexuelle Beziehungen zu Beatles-Manager Brian Epstein unterhalten haben. In dem Buch, das in diesen Tagen vorab auszugsweise von der Londoner Daily Mail veröffentlicht wird, behauptet Autor Albert Goldman außerdem, John Lennon habe sich für den Tod des fünften Beatles, Stu Sut

cliffe, verantwortlich gefühlt. Goldman hat nach eigenen Angaben sechs Jahre für das Lennon-Buch recherchiert und dabei 1 200 Personen interviewt. (“The Lives of John Lennon“, Bantam Press, London, 15 Pfund Sterling). Paul McCartney hat nun zum Boykott der Biographie aufgerufen und das Werk Goldmanns, der behauptet, Lennon habe die letzten drei Jahre als mager- und drogensüchtiger Einsiedler zugebracht, als einen „Haufen Dreck“ bezeichnet.

Hans Wollschläger erhält den Jahrespreis der Henning –Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache. Die 10.000 Mark kriegt er nebst Auszeichnung am 28. Oktober in Wolfenbüttel.

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