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400 Tote in NigeriaMit Macheten gegen die Nachbarn

Bei Unruhen nach einer Kommunalwahl in Nigeria werden Hunderte getötet. Zu den Tätern gehören radikale christliche und muslimische Milizen, die seit Jahren gegen Andersgläubige mobilmachen.

Mindestens zehntausend Bewohner flohen vor den Kämpfen in Jos. Bild: rtr

Auf dem Hof der Zentralmoschee von Jos lagen die Leichen am Sonntag achtlos aufeinandergestapelt. 400 sollen es sein, berichten Bewohner, die zusahen, während das Rote Kreuz einen Toten nach dem anderen ablieferte. Polizisten kontrollierten gemeinsam mit der nigerianischen Armee eine Ausgangssperre. Die jüngsten Unruhen in Jos, der Hauptstadt der Plateau-Provinz im Zentrum Nigerias, sind die schlimmsten seit Jahren.

Begonnen hatten sie am Donnerstagabend, als nach Kommunalwahlen die Nachricht kursierte, die auch landesweit regierende "Peoples Democratic Party" (PDP) habe die Wahlen zu ihren Gunsten gefälscht. Während die oppositionelle "All Nigeria Peoples Party" vor allem als Partei der aus dem muslimischen Norden zugewanderten Bevölkerung, ethnischen Hausa und Fulani, gilt, ist die PDP die Partei der aus dem christlichen Süden stammenden Yoruba-Ethnie.

In Jos, wie überall in Nigerias Zentralregion, mischen sich Ethnien und Religionen. Politiker nutzen ethnische und religiöse Vorurteile zu ihrem Vorteil aus - politische Konflikte eskalieren in Jos daher immer wieder zu Massakern zwischen Christen und Muslimen, zwischen Hausa und Yoruba. So war es auch diesmal.

Als Erstes steckte der wütende Mob in der Nacht zum Freitag mehrere Kirchen und Moscheen in Brand. Dann brach Chaos aus: Menschen wurden mit Macheten zerstückelt, zu Tode geprügelt oder an eilends errichteten Straßensperren angezündet. Tausende Häuser und Geschäfte gingen in Flammen auf. Mindestens zehntausend Bewohner flohen. An den Kämpfen beteiligt waren christliche und muslimische Milizen, die schon seit Jahren Front gegen Andersgläubige machen.

An einen Zufall glaubt kaum jemand in Jos. "Das war eine minutiös vorbereitete Attacke", urteilt etwa der Pfarrer Yakubu Pam. Der Präsident des obersten Rates für islamische Angelegenheiten, Sultan Saad Abubakar, rief Muslime und Christen zur Ruhe auf: "Eine Politik des Hasses und der Ungerechtigkeit darf keinen Keil zwischen die Bevölkerung Nigerias treiben." Auch der Generalsekretär der Vereinigung nigerianischer Christen, Samuel Salifu, machte die Politik verantwortlich: "Wir sind es satt, immer die gleichen Krisen zu sehen, wenn einige Politiker in ihrem Eigeninteresse die religiöse Karte spielen." Damit spricht er aus, was viele denken: Christliche und muslimische Milizen werden von Politikern je nach Interessenlage eingekauft.

Die Regierung von Plateau bestätigte am Sonntag, mindestens 500 Gewalttäter seien festgenommen worden. Zeitungen sprachen von mindestens dreimal so vielen. Viele hätten Militär- oder Polizeiuniformen getragen, sagte der Justizminister von Plateau, Edward Pwajok. Vorher hatten Bewohner berichtet, Polizisten hätten willkürlich das Feuer auf unschuldige Bewohner in mehreren Slums eröffnet. Einige hundert schwer bewaffnete Kämpfer sollen festgenommen worden sein, als sie von außerhalb versuchten, die Kampfzone innerhalb der Stadt zu erreichen.

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