piwik no script img
taz logo

Archiv-Artikel

37 Tote bei Angriff auf Polizeiquartier

Irakische bewaffnete Aufständische überfallen Polizeistation in Falludscha und befreien Gefangene. Irak einigt sich mit seinen Nachbarn auf verstärkte Grenzkontrollen. Internationales Rotes Kreuz erhält von USA Besuchserlaubnis bei Saddam Hussein

FALLUDSCHA/KUWAIT-STADT dpa/afp/rtr ■ Im Irak sind am Samstag bei einem der schwersten Rebellenangriffe seit Wochen insgesamt 37 Menschen getötet und mehr als 30 verletzt worden. In der seit langem als Unruheherd geltenden Stadt Falludscha stürmten schwer bewaffnete Aufständische das Polizeihauptquartier und befreiten eine zunächst unbekannte Zahl von Gefangenen.

Nach Polizeiangaben waren die gegen die US-Besatzung des Landes kämpfenden Rebellen mit ihren schweren Waffen den Sicherheitskräften weit überlegen. Rund 70 Angreifer hätten mit Raketenwerfern, Granaten und Maschinengewehren zeitgleich das Polizeiquartier, einen nahe gelegenen Gebäudekomplex des irakischen Zivilschutzes und das Büro des Bürgermeisters angegriffen, sagte Falludschas Polizeichef Abud al-Dulaimi.

„Unbekannte Männer haben aus vier Richtungen Granaten geworfen und mit Maschinengewehren geschossen. Ihre Gewehre hatten eine größere Schlagkraft als unsere Kalaschnikows“, berichtete der Polizist Earasan Abu Issa. Nach offiziellen Angaben kamen bei dem Angriff 33 Polizisten und Passanten und vier Aufständische ums Leben.

Das 50 Kilometer nordwestlich von Bagdad gelegene Falludscha ist eine Hochburg von Gegnern der US-Besatzungsmacht. Schon in der Vergangenheit wurden in der Stadt häufig Anschläge auf US-Soldaten und mit ihnen kooperierende Iraker verübt. Am vergangenen Donnerstag war der Oberbefehlshaber der US-Truppen in der Golf-Region, General John Abizaid, in Falludscha knapp einem Granatenangriff entgangen.

Unterdessen haben sich Irak und seine Nachbarstaaten auf verschärfte Grenzkontrollen geeinigt, um ein Eindringen ausländischer Kämpfer nach Irak zu verhindern. Zu diesem Zweck sollten bilaterale Sicherheitskommissionen mit Irak einerseits und Syrien, Iran, Jordanien, der Türkei und „vielleicht“ Saudi-Arabien andererseits gebildet werden, kündigte der amtierende irakische Außenminister Hoschjar Sebari gestern in Kuwait-Stadt an.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat von der US-Besatzungsmacht die Zustimmung für einen Besuch beim gestürzten irakischen Staatschef Saddam Hussein erhalten. Der Zeitpunkt stünde noch nicht fest, sagte IKRK-Präsident Jakob Kellenberger der Schweizer Tageszeitung Tribune de Geneve. Das IKRK geht davon aus, dass Saddam als Ex-Oberkommandierender der irakischen Streitkräfte gemäß den Genfer Konventionen als Kriegsgefangener behandelt werden muss.