: 35 Jahre im Dienst der Avantgarde
Irmin Schmidt und Kumo treten in der Kölner Christuskirche auf. Der Begründer der Avantgarde Band Can spielt seit Jahren mit dem englischen Drum ‚n‘ Bass Performer auf. Ein Höhepunkt war die Fantasy-Oper „Ghormengast“
Irmin Schmidt, Gründungsmitglied der legendären Kölner Avantgarde-Band „Can“, tritt am Freitag beim intro-intim-Abend in der Kölner Christuskirche zusammen mit seinem englischen Musikerkollegen Kumo auf. Ihr neuartiges Soundkonzept: Perkussives, improvisiertes Piano trifft auf elektronische Beats und Drum‘N‘Bass-Fahrten. Vor zwei Jahren haben die beiden, als elektronische Produktion mit Symphonieorchester und einzelnen Musikern, bereits die Fantasy-Oper „Gormenghast“ entwickelt und in Gelsenkirchen uraufgeführt. Für die taz sprach Christian Meyer mit Irmin Schmidt über alte Zeiten:
taz: Wird in Köln der 35. Geburtstag von Can gefeiert?
Irmin Schmidt: Gerade ist die Can-DVD erschienen, die wahnsinnige Kritiken in England bekommen hat – das ist gar nicht auszuhalten. Das Konzert in Köln hingegen ist nicht wirklich eine Feierlichkeit – wir, Kumo und ich, machen ja viele Konzerte.
Aber der Einfluss der Band ist immer noch riesig?
Schon in den 80ern, direkt nachdem wir aufgehört haben, haben sich endlos unbekannte oder immer noch bekannte Bands auf uns bezogen, auch viele Bands aus dem Punk und der New Wave (u.a. Cabaret Voltaire und Sonic Youth; Anm. CM). Dieser Einfluss ist nicht erst seit dem Aufkommen der Elektronik-Szene in den 90er Jahren entstanden, der ist seit damals gleichbleibend konstant – wächst vielleicht auch ein bisschen.
Ihr wurdet also nie als Hippieband wahrgenommen?
Nein, das überhaupt nicht! Wir waren einfach irgendwas! Wir waren ja nie gut einzuordnen, und das macht wohl auch die immer noch andauernde Aktualität aus.
Wo liegt das Geheimnis, bis heute präsent zu sein?
Das Geheimnis der Gruppe ist, dass sie versucht hat, eine neue, zeitgemäße Musik zu machen, die mit allem operiert, was im 20. Jahrhundert an neuer Musik entstanden ist. Es ist ja nicht nur die aus der europäischen Kunsttradition kommende ‚Neue Musik‘, die neu war, die aus Amerika kommenden Musikstile Jazz und Rock/Pop sind ja auch erst im 20. Jahrhundert entstanden und ganz neue Formen von Musik machen. Und wir haben diese neuen Elemente miteinander kombiniert und immer wieder neu verknüpft.
9. Januar 2004, 19:30 Uhr, Christuskirche Kölnintro intim: Can-Spezial (Irmin Schmidt & Kumo)