344 Jugendlichen droht die Kürzung der Sozialhilfe

■ Stellenprogramm für junge Arbeitslose auf vollen Touren – doch nicht alle wollen mitmachen

Das Programm „100.000 Jobs für Junge“ sei ein „voller Erfolg“, erklärte Claus Clausnitzer gestern. Der Präsident des Landesarbeitsamtes Berlin-Brandenburg zog gut zwei Monate nach Beginn eine erste Bilanz: 6.889 vorher arbeitslose junge Leute sind demnach in Ausbildungskurse und Qualifizierungsmaßnahmen vermittelt worden. Das rund 3 Milliarden Mark teure, bundesweite Programm hatte die rot-grüne Regierung kurz nach Amtsantritt aufgelegt.

Nicht alle freilich – auch das ist eine Lehre des Programms – reißen sich um eine Ausbildungsstelle. 21.000 Jugendlichen machten die Arbeitsämter Angebote, 3.300 von ihnen lehnten ab. Manche haben bereits einen Studienplatz für Herbst 1999, andere gehen bald zur Bundeswehr, wieder andere können von den 500 Mark Vergütung pro Monat nicht leben. Doch es gibt auch Gründe, die das Arbeitsamt nicht akzeptiert: Insgesamt 78 Verweigerern wurde die Arbeitslosenunterstützung vorübergehend gestrichen, weil sie eine passende Stelle ausschlugen, sagte Clausnitzer. Weitere 344 Jugendliche, die Sozialhilfe bekommen und trotzdem keinen Wert auf eine Azubi-Stelle legten, wurden den Sozialämtern gemeldet. Auch diesen Jugendlichen droht nun die Kürzung ihrer Bezüge. Ob die Zahl der Kürzungsfälle durch das neue Programm ansteigt, konnten aber weder die Sozialverwaltung noch die Sozialämter der Bezirke angeben.

Von den 291 Millionen Mark, die Berlin und Brandenburg von der Bundesanstalt für Arbeit bekommen haben, sind bereits 67 Prozent ausgegeben. Die Ämter in Cottbus und Neuruppin hätten schon ihren gesamten Programm- Etat unter die Leute gebracht, erklärte Clausnitzer. Nun hofft der Präsident auf weitere Mittel aus Nürnberg. Er erneuerte seine Ankündigung, daß „keiner abgewiesen wird, der eine Stelle annehmen will“. Das Programm soll in Berlin und Brandenburg auf bis zu 16.000 Jugendliche ausgedehnt werden. Hannes Koch