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341,2: die entzündung von EUGEN EGNER

Infolge einer entzündlichen Verböserung seines totalen Nichtkönnens wurde 341,2 irgendwie zu einem Übersetzer namens Egnarts, der einige amerikanische Texte so miserabel ins Deutsche übertragen hatte, wie es bislang noch nie vorgekommen, ja nicht einmal vorstellbar gewesen war. Einige Beispiele mögen die Schwere der Erkrankung verdeutlichen. Stand im Original etwa „He stared, blinking“, hatte Egnarts: „Er starrte, blinkte“; an einer Stelle, wo „faulenzen“ das richtige Wort gewesen wäre, fand sich stattdessen „herumtollen“; „Käfer bedienen“ sollte bedeuten: „Sich ums Ungeziefer kümmern“. Abgesehen von solchen offenkundigen Fehlern, deren es unzählige gab, benutzte Egnarts prinzipiell lächerlich verschrobene Wendungen wie etwa „das Gehölz mit den hohen Bäumen“ statt „Wald“. Der sprachliche Ausdruck war durchgängig von einer vollkommen idiotischen Art: „Er flippte sich Eierreste in den Mund“; „Sie sang tonlose Klänge“; „Das Tier war niedrig und flach, mit einer einheitlich pelzigen Hülle“; „Der Käfer klomm methodisch, das Gesicht leer vor Würde“; „Das eine Auge, das gute Auge, sah, das andere gaffte mit nutzloser Leere“ und so weiter und so fort.

341,2 glaubte, dieses Leiden mit etwas, das er für ein „altes Hausmittel“ hielt, selbst kurieren zu können, machte die Sache damit jedoch eher schlimmer. Zwar wurde er den schrecklichen Übersetzer los (nicht aber die Übersetzung!), doch nur, um stattdessen zu dem Lektor des Verlags zu werden, der die Übersetzung in Auftrag gegeben hatte. An dem schändlichen Ergebnis irre geworden, wollte der Lektor mit aller Gewalt herausfinden, wer Egnarts war und weshalb der Unglücksmensch ein derart gemütszerrüttendes Machwerk abgeliefert hatte („O Egnarts, seltsame Frucht am Stammbaum des Übersetzergeschlechts!“). Diese fixe Idee kostete ihn seine Stellung, und er musste sich verschulden, um Egnarts suchen zu können. Der jedoch schien sich geschickt zu verbergen, hinterließ keine Spuren, war überall unbekannt. Kein Wunder: Es gab ihn dank des von 341,2 angewandten, vermeintlichen „alten Hausmittels“ ja nicht mehr, da konnte der Lektor lange suchen. Und das tat er auch. Er war überzeugt, dass kein menschliches Wesen der Verursacher jener Nichtübersetzung gewesen sein könne, sondern dass ein (defekter) Automat dafür verantwortlich sein müsse, womöglich das seinem Erfinder in unausgereiftem Zustand geraubte legendäre Glossynchronium des Professor Wassermann. Der Lektor fuhr, was 341,2 selbst nie vermocht hätte, nach Leipzig, um Professor Wassermann zu befragen. Dessen Labor sah aus, als hätte jemand von oben Werkzeugkästen in den Raum hinein entleert. An den Wänden hingen Konstruktionszeichnungen, die Dr. Mabuse alle Ehre gemacht hätten. Auf dem Tisch stand ein klobiger Apparat. Wassermann ließ den Lektor gar nicht zu Wort kommen, denn hellsichtig, wie er war, erkannte er ihn sofort als krankhaften Auswuchs von 341,2. „Was haben Sie denn bloß mit Ihrem Nichtskönnen gemacht?“, fragte er. „Das ist ja total entzündet!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er ihn durch den klobigen Apparat. Dadurch klang die Entzündung ab, und 341,2 war wieder ganz der Alte. Für die Heimfahrt brauchte er ein halbes Jahr.

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