300.000 eingescannte Bücher: Amazon gegen Google
Noch mehr Widerstand gegen die Buchpläne von Google: Nach Börsenverein und Zypries kritisiert nun auch Konkurrent Amazon die Vereinbarung von Google mit den amerikanischen Verlegern.

Google plant in großem Stil Bücher zu digitalisieren und ruft damit die Bundesregierung und die deutsche Buchbranche auf den Plan. Der geplante Vergleich, den US-Verlage und Autoren mit Google ausgehandelt haben, sei für Autoren und Verlage in Europa "in keinster Weise akzeptabel", sagt der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder.
Nun bekommt der Börsenverein Verstärkung von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD). Sie schaltete sich in einem Brief an das zuständige New Yorker Gericht in den Rechtsstreit um das "Google Book Settlement" ein und äußerte die Bedenken der Regierung. Diese hofft, dass das New Yorker Gericht die Billigung des Vergleichs insgesamt ablehne oder zumindest die deutschen Autoren und Verleger herausnehme. "Die deutschen Rechtsinhaber könnten dann selbst entscheiden, ob und welche Rechte sie Google einräumen", erklärte Zypries in Berlin.
Der Börsenverein argumentiert, dass Autorenverbände in den USA nicht stellvertretend für ihre ausländischen Kollegen agieren könnten. Google hält dagegen, dass Inhaber von Urheberrechten nicht gefragt werden müssten, wenn Bücher in den USA eingescannt würden. Die Einwände aus Deutschland sind in New York angelangt. Das Gericht will sich am 7. Oktober damit befassen.
Auch Googles direkter Konkurrent Amazon.com hat in scharfen Worten die Vereinbarung des Suchmaschinen-Spezialisten mit amerikanischen Verlegern kritisiert. Die Einigung sei wettbewerbsfeindlich und könne zu höheren E-Book-Preisen für die Verbraucher führen, argumentierte Amazon in einem Schreiben an das New Yorker Gericht.
Amazon war bereits vor rund zwei Wochen einer Koalition aus gemeinnützigen Organisationen sowie Microsoft und Yahoo beigetreten, die gegen die Google Pläne Front macht.
Eine Einigung zwischen Google und US-Autorenverbänden und Verlagen von Oktober vergangenen Jahres sieht vor, dass Google gegen Zahlung von 125 Millionen Dollar das Recht erhält, Bücher von Universitäten und Büchereien einzuscannen und ins Netz zu stellen. Diese Einigung nach einer Klage muss noch von einem Gericht genehmigt werden, das US-Justizministerium hat eine eigene Untersuchung der Wettbewerbsfolgen eröffnet.
Amazon ist selbst ein führender Verkäufer digitaler Bücher, sogenannter E-Books, und bietet in den USA auch das passende Lesegerät mit dem Namen Kindle an. Der Online-Einzelhändler hat derzeit mehr als 300 000 digitale Bücher im Angebot. Würde die Vereinbarung zwischen Google und den US-Verlegern genehmigt, könnte der Internet-Konzern Millionen Titel anbieten.
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