■ 250.000 Bosnier sollen freiwillig zurück: Kinkel ruft Jahr der Rückführung aus
Bonn (taz) – Zum „Jahr der Rückführung“ hat Außenminister Klaus Kinkel gestern das Jahr 1998 erklärt. Davon betroffen sind die rund 250.000 noch in Deutschland lebenden bosnischen Kriegsflüchtlinge. Allein im letzten Jahr hätten sich rund 150.000 freiwillig auf den Weg in ihre zerstörte Heimat gemacht, sagte Kinkel. Allerdings schätzt das Auswärtige Amt, daß nur wenige Rückkehrer bei einer Arbeitslosenquote von 80 bis 90 Prozent Arbeit finden werden. Trotzdem müßten die Rückführungsbemühungen weiter verstärkt werden: „Wir können nicht alles Leid der Welt auf unseren Schultern tragen“, so Kinkel.
Nach seiner Meinung hat sich die politische Situation mit dem Wahlsieg des erklärten Dayton- Befürworters Milorad Dodik entschärft. Im neuen Ministerpräsidenten der bosnischen Serben-Republik habe man einen verläßlichen Partner gefunden. Ziel müsse es jetzt sein, das Abkommen von Dayton Punkt für Punkt umzusetzen. Defizite sieht Kinkel vor allem im zögerlichen Wiederaufbau, der Bekämpfung von Korruption und in der Verfolgung von Kriegsverbrechern. Den noch immer nicht gefaßten ehemaligen Serbenführer Radovan Karadžić forderte Kinkel auf, sich zu stellen: „Für ihn wird die Luft immer dünner.“ tde
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