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24 Plüschsessel wackeln heimlich

■ Uralt-Parlamentarier orientieren sich schonmal woanders

Noch stehen die 100 Stühle rot und plüschig im Plenarsaal der Bürgerschaft. Aber wenn sich die Abgeordneten darauf niederlassen, fängt unter den 54 sozialdemokratischen Hintern fast die Hälfte der bequemen Sitzplätze ganz kräftig an zu wackeln. Höchstens zwei Legislaturperioden sollen Abgeordnete künftig dort Platz nehmen dürfen, forderten Frauenverbände schon vor Monaten. Damals lachten die altgedienten Volksvertreter an ihren Biertischen herzhaft darüber. „Höchstens drei Legislaturperioden“ heißt es nun aber in immer mehr Ortsvereinen der Sozialdemokratie. Und langsam wackeln die Stühle.

Der Senior der Bremer Volksvertreter kann sich das Leben jenseits vom Präsidentenpodest schon gar nicht mehr vorstellen - Dieter Klink ist ja auch schon seit 1959 dabei. Und immerhin 23 weitere Genossen drücken schon seit mindestens 1979 die Sessel, die den Bremern die Welt bedeuten.

Ans vorbeugende Aufhören denkt nun zum Beispiel Manfred Fluß. Ein finanzielles Standbein hat er sich für die nachparlamentarische Zeit schon vorbereitet: Im Geschäft des Vaters betreibt er eine Regenwurmzucht. Und Heinz Aulfes weiß schon ganz genau, daß er nächstes Mal nicht mehr im Plenarsaal Platz nehmen wird. Er gleitet in die Rente, „Reisen und Schreiben“ will er dann, „aber bestimmt nicht meine Memoiren“.

Verändern will sich auch der SPD-Abgeordnete Detlef Griesche. Er sitzt die zweite Wahlperiode auf seinem roten Sessel ab: „Eine durchaus reizvolle Aufgabe“, wie er noch immer findet. Dennoch hat er eine andere „reizvolle“ Tätigkeit entdeckt. Er möchte Professor werden. Die Professorenstelle für „Politikwissenschaft“ ist ausgeschrieben an der Bremer „Hochschule für öffentliche Verwaltung“. Für die Stelle erfüllt Detlef Griesche, wie er gegenüber der taz erläuterte, alle Voraussetzungen: „Die Leute, die aus Mißgunst da rumreden, haben keine Ahnung von meiner Qualifikation: Ich habe die Universität mitgegründet. Ich war wissenschaftlicher Mitarbeiter und habe drei Bücher publiziert. In den acht Jahren Bürgerschaft habe ich fast nur mit dem öffentlichen Dienst zu tun. Ich war Sprecher der Deputation für den öffentlichen Dienst und bin jetzt im Haushaltsausschuß. Das ist der wichtigste und interessanteste Ausschuß.“

Griesche macht auch keinen Hehl aus dem Schönheitsfehler, der ihm eine wissenschaftliche Karriere vermasseln könnte: „Das einzige, was ich nicht habe, ist eine formale Promotion.“ Sein Schicksal will er ab Bewerbungsschluß in die Hände der „unabängigen Berufungskommission“ legen. Und möchte allen NeiderInnen deutlich sagen: „Ich verbessere mich da überhaupt nicht finanziell.“

Rosi Roland

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