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24. Lange Nacht der Museen"Es muss immer Rap dabei sein"

Die lange Nacht der Museen am Samstag steht unter dem Titel "Weltbilder - Weltsichten". Diese stehen miteinander im Wettkampf, sagt Wolf Kühnelt: "Kulturen finden nicht unbedingt zusammen".

Berlin bei Nacht: Am Samstag locken aber auch die Museen - bis 2 Uhr Sonntagmorgen Bild: AP

Die Lange Nacht der Museen

Über 50 Museen geben Samstagnacht einen Einblick in die "Weltbilder und Weltsichten" verschiedener Kulturen. So kann man im Jüdischen Museum erfahren, welchen Stellenwert Judentum und Islam in christlich geprägten Gesellschaften einnehmen. Der erste deutsche Raumfahrer wird im Zeiss-Großplanetarium erzählen, wie die Welt aussieht, wenn man sie aus dem Fenster eines Raumschiffes betrachtet. Die Museen öffnen ihre Türen um 18 Uhr und schließen um 2 Uhr morgens. Es gibt fünf Touren per Busshuttle, zentraler Umsteige- und Ausgangspunkt ist der Platz vor dem Roten Rathaus.

Die Tickets kosten im Vorverkauf 12 Euro, ermäßigt 8 Euro, am Veranstaltungstag 15/10 Euro. Sie gelten sowohl als Eintritts- als auch als Fahrkarte. Erhältlich sind die Tickets in allen beteiligten Museen, sowie an den Fahrscheinautomaten der S-Bahn. Das komplette Programm: www.lange-nacht-der-museen.de

TAZ

taz: Herr Kühnelt, was verpasst man, wenn man die "Lange Nacht der Museen" nicht besucht?

Wolf Kühnelt: Man würde die einzigartige Atmosphäre nicht spüren, die aufkommt, wenn man ein Museum bei Nacht besucht. Aber das Besondere an der langen Nacht der Museen ist nicht nur die Uhrzeit. Neben den festen Ausstellungsstücken, der Vielzahl an Konzerten und Lesungen gibt es Führungen, die eigens für die lange Nacht organisiert wurden. Im Alten Museum führt etwa ein römischer Cicerone - so nennt man augenzwinkernd sehr beredsame Fremdenführer - in Tunika und Brustpanzer durch die Mythologie Roms. Das ist alles unglaublich unterhaltsam gestaltet.

Warum haben sie das Thema "Weltbilder - Weltsichten" gewählt?

Der Auslöser war das 20-jährige Jubiläum des Mauerfalls. Die Wellen, die damals nach Osteuropa schwappten, haben ein ganzes Weltbild auf den Kopf gestellt. Das ist in der Bedeutung vergleichbar mit dem Effekt, den Darwin mit seiner Evolutionstheorie erzielte. Auch die feiert ein Jubiläum. Vor 150 Jahren veröffentlichte Darwin seine "Entstehung der Arten".

Nun geht es in der langen Nacht nicht nur um Ereignisse, die Weltbilder umkrempelten, sondern auch um Weltbilder, die nebeneinander existieren. Können Weltbilder dies, ohne in einen Konflikt zu geraten?

Nein, ich glaube nicht. Seit jeher trafen Kulturen aufeinander und sind dann in einen Wettkampf getreten.

Also ist der Kampf der Kulturen die Regel?

Er ist ein Extrem und zeigt am deutlichsten, dass Kulturen nicht unbedingt zusammenfinden. Eine Verschmelzung, ein Mischen der Kulturen führt auch selten zu etwas Gutem. Wenn ein mongolischer Drachensänger mit einem Berliner Philharmoniker zusammenspielt, wird das keine kulturelle Höchstleistung.

Aber vielleicht gibt es etwas jenseits von Clash und Fusion. So etwas wie Reibung zwischen den Kulturen. Heinrich Heine sagte in diesem Kontext: "Ein Diamant schleift den anderen."

Reibung ist ein schönerer Begriff für das, was ich Wettkampf nannte. Natürlich beflügelt es eine Kultur, wenn sie auf eine andere schaut. Aber vor allem sollte sie sich auf ihre eigene Identität konzentrieren und etwas aus sich heraus schaffen. Auf diesem Wege entstehen die großen Leistungen. Ich fand jetzt kaum einen japanischen Musiker, der einfach die traditionelle Musik seines Landes spielte. Es musste immer ein Rap dabei sein. Ich glaube, dass die Vermischung von Kulturen genauso wenig funktioniert wie die Missionierung einer Kulturgemeinschaft durch eine andere.

Aber ein wenig missionieren wollen sie mit der langen Nacht der Museen doch auch? Es geht immerhin um Weltbilder.

Ich will Begegnungen schaffen. Auch ein ausgemachter Materialist wird etwas spüren, wenn er im Berliner Dom geistliche Gesänge hört oder ein Marienbild aus dem 16. Jahrhundert betrachtet. In Museen und Kirchen können solche Begegnungen stattfinden, weil man angesichts eines Originals oder an einem historischen Ort eine besondere Atmosphäre verspürt.

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