135 Dollar pro Barrel: Dollar verteuert Öl

100 Prozent Steigerung in 12 Monaten, der Ölpreis ist so hoch wie nie. Die deutsche Wirtschaft reagiert gelassen, die Kosten werden ja auch an die Verbraucher weitergegeben.

Am Öl hängt der Benzinpreis genauso wie die warme Wohnung oder der Transport von Waren und Gütern. Bild: dpa

Am Donnerstag erreichte der Rohölpreis an der New Yorker Rohstoffbörse die Rekordmarke von 135 US-Dollar pro Barrel (159 Liter), das entspricht einer Verdopplung binnen Jahresfrist. Und mit ihm steigen die Sorgen vor allem der Verbraucher. Denn eines ist klar: am Öl hängt der Benzinpreis genauso wie die warme Wohnung oder der Transport von Waren und Gütern.

An der New Yorker Rohstoffbörse kostete US-Leichtöl in der Spitze 135,04 US-Dollar pro Barrel. Bereits am Vortag wurden erstmals die 130 US-Dollar überschritten. Dieser Höhenflug habe selbst erfahrene Rohstoffhändler überrascht, hieß es vom Börsenparkett. Die Preise machten sich sofort an den Tankstellen bemerkbar. In ganz Deutschland müssen Autofahrer für den Liter rund 1,52 Euro bezahlen - und zwar für Benzin genauso wie für den bislang günstigeren Diesel, der wegen der weltweit stark gestiegenen Nachfrage inzwischen teurer ist als Benzin. Das mache den steuerlichen Vorteil von 22 Cent je Liter wett, sagte ein Sprecher des Verbands der Mineralölwirtschaft.

Auch für deutsche Flugreisende wird es teurer. Lufthansa, die größte deutsche Fluggesellschaft, hat wegen steigender Kerosinpreise bereits Mitte Mai den Treibstoffzuschlag auf die Tickets erhöht, und zwar um fünf Euro pro Langstreckenflug und um vier Euro bei Flügen innerhalb Europas. "Wir beobachten den Ölmarkt sehr genau", sagt Stefanie Stotz, Sprecherin der Lufthansa. Im Langstreckenverkehr zahlt der Lufthansakunde jetzt 82 Euro Zuschlag, innerhalb Europas 21 Euro.

"Die Folgen umfassen einen sehr weiten Bereich", sagte Cornelia Tausch vom Verbraucherzentrale Bundesverband. So sei der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt. Auch beeinflusse der Ölpreis die Kosten für Heizöl. "Zusätzlich ist Öl der Rohstoff, aus dem die Industrie andere Dinge produziert, Plastik oder Kunstfasern etwa", sagte Tausch.

Für die Wirtschaft bedeutet teureres Öl steigende Transport- und Produktionskosten. Trotzdem ist der deutsche Außenhandelspräsident Anton Börner optimistisch. Er erwartet vorerst keine Einbußen für die Konjunktur. "Ich sehe die Grenze bei 150 Dollar", sagte Börner. Den Preis hält er für diesen Winter möglich.

Die Länder der Euroregion bekommen den Preisanstieg aufgrund des schwachen US-Dollars vergleichsweise wenig zu spüren. Denn Öl wird in erster Linie in US-Dollar gehandelt. "Uns trifft es nicht mit voller Wucht", sagt Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Der schwache Dollar sei aber auch Hauptpreistreiber der jetzigen Rekordjagd. Denn Ölhändler verlangten umso mehr Dollar, je weniger dieser wert ist. Den Vorwurf, dass Spekulanten den Ölpreis um bis zu 45 Prozent nach oben schraubten, hält sie für übertrieben. Kemfert geht davon aus, dass bis zu 20 Prozent des Ölpreises auf Spekulanten zurückgehen. Eines steht für die Energieexpertin aber fest: Der Ölpreis wird weiter steigen, auf wie viel, sei sehr schwer abzuschätzen.

Die Investmentbank Goldman und Sachs schätzt, dass der Preis für Rohöl 2008 noch auf 200 US-Dollar steigen kann. Laut Kemfert wachse die Nachfrage ständig, auch wegen dem wachsenden Energiebedarf von Schwellenländern wie China oder Indien. Das Angebot könne aber so schnell nicht ausgeweitet werden, sagt Kemfert. Momentan würden 87 Millionen Barrel am Tag gefördert. Eine Ausweitung auf 100 Millionen Barrel sei realistisch, vor allem durch neue Ölfelder, etwa in Brasilien oder am Nordpol.

Das sehen manche anders. Werner Zittel von der Energy Watch Group etwa geht davon aus, dass die Fördermenge sinkt. "Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das Fördermaximum schon überschritten", 2030 werde nur noch die Hälfte der heutigen Menge erreicht, vermutet Zittel. "Der Preis wird dann sehr viel höher sein."

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