piwik no script img

Archiv-Artikel

1. mai Chance zur Repolitisierung

„Denk Mai neu“ hieß die Initiative, die ein Personenbündnis von Peter Grottian bis zur Antifaschistischen Aktion Berlin im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hatte. Dass die „Repolitisierung“ des 1. Mai am Ende doch wieder in Krawallen untergegangen war, konnte dabei nur die verwundern, die an die einfache Formel „Personenbündnis“ plus „Deeskalation“ gleich „friedlicher Neubeginn des linken Kampftages“ geglaubt haben.

Kommentar von UWE RADA

Doch der Weg in diese Richtung ist eingeschlagen. Zum einen von der Polizei, die trotz der Randale im Anschluss an die letztjährige Maidemo beharrlich an ihrem Konzept der Deeskalation festhält. Zum andern von den Teilnehmern der Maifestspiele selbst, die mehr als in den Jahren zuvor die inhaltslose Symbolik des Randalerituals beklagen.

Der überzeugendste Beitrag zur möglichen Repolitisierung liegt allerdings außerhalb der Zuständigkeit der Kreuzberger Kontrahenten. Es ist die Politik der Bundesregierung im Allgemeinen und die des Bundeskanzlers mit seiner Agenda 2010 im Besonderen, die diesen 1. Mai zu einem besonderen Datum machen. Wo, wenn nicht in Berlin, wann, wenn nicht an diesem Datum sollte der Ärger über Schröders „Reformpaket“ auf die Straße getragen werden.

Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob dies beim Protestzug des DGB geschieht oder bei einer der Demonstrationen in Kreuzberg. Im Gegenteil. Wenn sich Gewerkschafter und Kreuzberger Szene an verschiedenen Orten gegen die Politik der Bundesregierung wenden, wäre mehr in Sachen Repolitisierung auf den Weg gebracht als beim bloßen Ausbleiben der Randale im letzten Jahr.