piwik no script img

Archiv-Artikel

1. mai in kreuzberg Kultur allein nützt nichts

Ein kiezfüllendes Fest mit Musik und Tanz. Das also schwebt Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer (PDS) vor, um Kreuzberg am 1. Mai von der seit 16 Jahren anhaltenden gewaltigen Tradition zu befreien. Es wird nicht der erste Versuch sein – und wohl auch nicht der letzte.

Kommentar von GEREON ASMUTH

Schon 1999 versuchte die Polizei mit dem AHA-Konzept die abenteuerlustige Jugend vom Steineschmeißen abzuhalten. Und im vergangenen Jahr initiierte der FU-Politologe Peter Grottian den politischen Dialog mit allen Beteiligten: trotz weitgehender Blockade auf allen Seiten immerhin ein Hoffnungsschimmer.

Nun setzt Reinauer wieder weniger auf Diskussion als auf Musik. Das ist nicht zu kritisieren, denn für die politischen Inhalte wollen ja die Demonstranten selbst sorgen. Doch Kultur allein – das muss allen Beteiligten klar sein – wird niemanden vom Krawall abhalten. Schließlich entwickelte sich schon das Fest auf dem Mariannenplatz mehrfach zum Schlachtfeld. Und selbst die Demo-Organisatoren kommen nicht mehr ohne Livebands auf ihren Lautsprechertrucks aus.

Entscheidend bleibt ein deeskalatives Polizeikonzept: Zwar konnte selbst die lobenswert weitgehende Zurückhaltung der Uniformierten im letzten Jahr die Krawalle nicht verhindern, aber die Stimmung vor Ort war wesentlich entspannter als in den Vorjahren. Und erst in einem solchen Umfeld können andere Angebote, ob nun Kultur oder Politik, zum Tragen kommen.

thema des tages SEITE 22