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. . . und alles und jeden an sich abperlen lassen: wahlgegner momper, skandale und aufmüpfige der cdu

Rückhalt erhielt Diepgen auch immer dann, wenn sich im vereinten Berlin die Ost-West-Gräben auftaten. Das seit Jahrzehnten agierende politische Personal in der Partei stützte ihn. 1996 ging das Projekt der Länderfusion mit Brandenburg baden – mit dem Ergebnis, dass der Regierende im gleichen Jahr die Wahl gegen Ingrid Stahmer (SPD) gewann. Zwei Jahre später, 1998, stand das Land zum ersten Mal vor dem Ruin, Investoren blieben aus, und der aufgeblähte Personalapparat des Landes fraß Milliarden auf. Jogger Diepgen fand das cool, antichambrierte beim Bund mit dem Erfolg, dass dieser sich kulturelle Institutionen unter den Nagel riss. Und als er 2000 gegen das Mahnmal für die ermordeten Juden polterte („Wir müssen darauf achten, dass die Provinz in Deutschland nicht den Stolz der Hauptstadt ruiniert“), blieb zwar allen die Spucke weg, nur Diepgen berührte das nicht: „Gelassenheit!“

Wo Profillosigkeit und die Nivellierung von Konflikten zum Programm gehört, hat auch die Partei keine Chance. 1997 rüttelten junge CDUler am Amt des „wandelnden Kompromisses“. Der Chef ignorierte das, ebenso wie das Desaster Bankenkrise 2001. Doch seit dem 6. 6. 2001 ist der „Gelassenheit“ zu viel. ROLF LAUTENSCHLÄGER

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