: . . . trotzdem ist die Kuh ersoffen
betr.: „Ärzte streiken im Osten“, „Bei den Krankheiten liegen die Ossis vorn“, „Die neuen Nichtarbeitslosen“, taz vom 4. 10. 00
Im Durchschnitt war der Dorfteich einen Meter tief, und trotzdem ist die Kuh ersoffen. So viel zum Thema Durchschnittseinkommen. [...]
Warum gibt es keinen Hinweis auf den Zusammenhang zwischen dem schlechteren Gesundheitszustand der Ostbevölkerung und dem Unmut unter den niedergelassenen Ärzten? Wie kam es dazu, dass für deutlich kränkere Leute die Arzneimittelbudgets niedriger angesetzt wurden als für die gesünderen, und was hat das für Folgen? (Es arbeitet sich schlecht unter dem Damoklesschwert einer Regresszahlung in der Größenordnung eines Jahreseinkommens.)
Was für Konzepte gibt es, diesen Zustand zu ändern; oder wenn es keine gibt: warum? Wie sieht die Hausarztstärkung in der Praxis aus? (Es gibt keine.) Welche Folge hätte ein Primärarztsystem für Deutschland, gegen welche Lobbyinteressen müsste es sich durchsetzen, und wo könnten die Fronten hier verlaufen? Warum ist die Positivliste gescheitert, und wäre sie wirklich ein ausreichendes Instrument zur Kostendämpfung? Wer untersucht einmal das außerordentlich geschickte Product-Placement der Pharmaindustrie, und zwar nicht nur in der Laienpresse, sondern bis hinein in die Konzeption von Leitlinien und Therapiestandards?
Welche Auswirkungen hat das auf den schwierigen und komplexen Versuch, Qualitätssicherung für eine Berufsgruppe zu entwickeln, die sich immer noch als „frei“ definiert?
Es gäbe so viele spannende und vielschichtige Themen; leider fasst sie niemand an. [...] ANNETTE HOFMANN, Klein Krams
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