… SIGRID NIKUTTA? : Mit der Familie Bus fahren
Journalistische Texte mit einem Verweis auf das Wetter zu beginnen ist gemeinhin verpönt. In diesem Fall hängen die derzeitigen Himmelsaussichten indes unmittelbar mit dem Anlass für die Zeilen zusammen, ein Schwenk sei erlaubt. Die Sommerferien also sind bisher buchstäblich ins Wasser gefallen. So viele Regentage im Juli und August gab es sonst selten, und wer keine Ferien hat, dem wurden zumindest die Wochenenden verhagelt.
Was aber anstellen mit dem sich langweilenden Nachwuchs, wenn Ausflüge an Badeseen, in Freibäder und Erlebnisparks wenig vergnüglich erscheinen?
Sigrid Evelyn Nikutta hat eine Lösung parat: gemeinsam Bus fahren! „Wenn es regnet und wir nicht wissen, was wir machen sollen, dann fahren wir Bus, U-, S- und Straßenbahn“, erzählte Nikutta der Berliner Zeitung. Die Frau ist vom Fach, in doppelter Hinsicht: Sie hat drei, in wenigen Wochen vier Kinder – und sie ist Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Das ist ja buchstäblich billig, könnten Kritiker anmerken, als Chefin die Familienbande stundenlang in einen Bus zu stecken.
Weit gefehlt! Sie achte sehr wohl darauf, dass ihr Sohn stets eine Monatskarte dabei habe, sagte Nikutta. Sie erkläre ihm: „Wenn du beim Schwarzfahren erwischt werden solltest, zahlst du die Strafe.“ So ein Ausflug mit dem öffentlichen Nahverkehr kann augenscheinlich als Freizeitbeschäftigung und Erziehungsmaßnahme gleichermaßen genutzt werden. Praktischerweise kann die Chefin, wenn sie sich selbst kreuz und quer durch die Stadt chauffieren lässt, gleich noch arbeiten und die Servicequalitäten ihrer Busse überprüfen (und deren Fahrer).
Einmal am Tag lasse sie sich im Urlaub ohnehin neueste Nachrichten aus dem Unternehmen zukommen, berichtete Nikutta weiter. „Meine Familie akzeptiert das.“
So schlimm scheint es nicht zu sein, wenn Mama vor dem Computer sitzt – wenn die Alternative gemeinschaftliches Busfahren lautet. PEZ Foto: BVG