+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Angriffe in Cherson

Ukrainischen Angaben zufolge wurden in Cherson mehrere Menschen getötet und verletzt. Russische Behörden haben begonnen das Theater von Mariupol abzureißen.

Brennendes Auto nach einem Angriff

Stadtzentrum von Cherson wenige Minuten nach dem Angriff am 24. 12. 2022 Foto: Ukrainisches Präsidialamt via reuters

Sieben Tote und 58 Verletzte in Cherson

Bei russischem Beschuss des Zentrums der ukrainischen Stadt Cherson sind nach Angaben der Präsidialverwaltung in Kyjiw sieben Menschen getötet und 58 weitere verletzt worden, mindestens 16 von ihnen seien schwer verletzt. Der Vizechef des Präsidialamtes in Kiew, Kyrylo Tymoschenko, veröffentlichte dazu am Samstag in seinem Kanal des Nachrichtendienstes Telegram Fotos von leblosen Menschen im Zentrum der unlängst von der russischen Besatzung befreiten Stadt.

Nach ukrainischen Angaben beschießen russische Truppen die Stadt weiter aus anderen Teilen des besetzten Gebiets Cherson. Der Großteil des Gebiets wird weiterhin von russischen Truppen kontrolliert. Russland hatte die Region Cherson annektiert. „Die Russen haben wieder Terror verübt und das Stadtzentrum beschossen“, teilte Tymoschenko mit. „Menschen sind gestorben, Gebäude sind zerstört.“ Am Samstag seien wegen des Wochenendes viele Menschen auf den Straßen unterwegs gewesen.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski verurteilte den Anschlag als weiteres Verbrechen des „Terrorstaates“ Russland direkt vor Weihnachten. Die Fotos von den Toten würden von sozialen Netzwerken sicher markiert wegen des Inhalts. „Aber das ist kein sensibler Inhalt, das ist das reale Leben der Ukraine und der Ukrainer“, sagte er. Es gebe dort keine militärischen Ziele. Das sei kein Krieg. „Das ist Terror, das ist Töten um der Einschüchterung und des Vergnügens willen“, meinte Selenski.

Ukrainische Truppen hatten die Stadt Cherson im Herbst nach einem Abzug der russischen Streitkräfte eingenommen. Die russischen Besatzer zogen sich auf die andere Seite des Flusses Dnipro zurück. Der Kreml hatte betont, dass Russland die gesamte Region Cherson als sein Staatsgebiet ansehe und nicht aufgebe. (dpa/ap)

Gezielte Zerstörung von Kultureinrichtungen

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat auf die Folgen des Ukraine-Kriegs für Kultureinrichtungen hingewiesen. „Die russische Kriegsführung richtet sich systematisch auch gegen die ukrainische Kultur“, sagte sie der in Berlin erscheinenden „taz“ (Samstag). Es würden gezielt Museen, Theater und Bibliotheken zerstört.

Deutschland versuche, beim Schutz von Kulturgütern zu helfen. Der Kulturstaatsministerin zufolge wurden Verpackungsmaterial, Feuerschutzausrüstung, Notstromgeneratoren und Dokumentationstechnik geschickt. Überdies sei Hilfe bei Evakuierungen von Beständen aus den am schwersten umkämpften Gebieten in andere Landesteile geleistet worden. Deutsche Museen hätten Kooperationen mit ukrainischen vereinbart, unter anderem, um die Bestände zu digitalisieren.

In Cherson seien Tausende Kulturgegenstände, Bilder, Skulpturen gestohlen worden, sagte Roth weiter. Die Digitalisierung der Sammlungen helfe später bei der Suche, etwa wenn Raubgut auf dem Schwarzmarkt auftauche. Derzeit gehe es um Winterhilfe und Digitalisierung, später um Hilfe beim Wiederaufbau, betonte die Kulturstaatsministerin. (epd)

Theater in Mariupol wird abgerissen

Russische Behörden haben mit dem Abriss des berühmten Theaters in der besetzten Stadt Mariupol in der Ukraine begonnen. „Das Theater in Mariupol existiert nicht mehr“, schreibt der ukrainische Kulturminister Oleksandr Tkatschenko auf Facebook. Die Besatzer wollten damit die Spuren ihrer Verbrechen vernichten. Bei einer russischen Attacke auf das Theater im März waren nach ukrainischen Angaben mehrere Hundert Menschen ums Leben gekommen, die dort Schutz gesucht hatten. (rtr)

Getreideernte geht um rund 40 Prozent zurück

In der Ukraine ist die Getreideernte in diesem Jahr nach Schätzungen infolge des russischen Angriffskriegs um rund 40 Prozent zurückgegangen. Bis zum Jahresende werde ein Ernteertrag von „65 bis 66 Millionen Tonnen“ erwartet, erklärte der Chef des ukrainischen Getreideverbands, Sergij Iwaschtschenko, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Im vergangenen Jahr hatte der Ertrag noch eine Rekordmenge von 106 Millionen Tonnen erreicht. Der Hauptgrund für den Rückgang sei der Krieg, erklärte Iwaschtschenko.

Infolge der russischen Invasion im Land sei zum einen die verfügbare Anbaufläche geschrumpft und zum anderen der Ertrag des Saatguts zurückgegangen. Die monatelange Export-Blockade auf ukrainisches Getreide habe einen „Kreislauf unterbrochen“, sagte Getreideverbandschef Iwaschtschenko. Landwirte hätten lange kein Einkommen mehr gehabt – was wiederum dazu geführt habe, dass ihnen nicht genug Geld für den Kauf von Düngemitteln zur Verfügung stand. Infolge dessen sei der Ertrag selbst auf den Flächen gesunken, die trotz des Kriegs bewirtschaftet werden konnten.

Die Ukraine zählt zu den größten Getreideexporteuren der Welt. Nach Kriegsbeginn wurde jedoch der Export von 20 Millionen Tonnen Getreide aus dem Land monatelang blockiert. Ein im Juli von Russland und der Ukraine unterzeichnetes und im November für rund vier Monate verlängertes Abkommen ermöglichte die Wiederaufnahme der Exporte. Infolge des Abkommens verließen den zuständigen Behörden zufolge 580 Schiffe mit insgesamt rund 15 Millionen Tonnen ukrainischem Getreide die Häfen des Landes. (afp)

US-Kongress billigt Milliardenhilfen für Ukraine

Der US-Kongress hat den neuen Jahreshaushalt mit rund 45 Milliarden Dollar (rund 42 Milliarden Euro) neuen Hilfszahlungen an die Ukraine gebilligt. Nach dem Senat verabschiedete am Freitag auch das Repräsentantenhaus den Gesetzentwurf für das Haushaltsjahr 2023 mit einem Gesamtumfang von 1,7 Billionen Dollar. Damit wurde eine als Shutdown bekannte Haushaltssperre verhindert. Präsident Joe Biden muss das Gesetz noch mit seiner Unterschrift in Kraft setzen. Am Donnerstag hatte der Senat mit 68 zu 29 Stimmen für den Gesetzentwurf votiert. Später gab dann auch das Repräsentantenhaus grünes Licht: 225 Abgeordnete, darunter neun Republikaner, votierten für das Gesetz, 201 Abgeordnete dagegen.

„Das Gesetz ist gut für unsere Wirtschaft, unsere Wettbewerbsfähigkeit und unsere Bevölkerung – und ich werde es unterzeichnen, sobald es auf meinem Schreibtisch liegt“, erklärte US-Präsident Biden am Freitag. Es sei ein weiterer Beweis dafür, dass Demokraten und Republikaner gemeinsam etwas für das Volk der USA erreichen könnten. Er freue sich auf weitere parteiübergreifende Fortschritte im kommenden Jahr.

Rund die Hälfte des neuen Haushalts – 858 Milliarden Dollar – sind für die Verteidigung vorgesehen. Die Ukraine soll mit weiteren 44,9 Milliarden Dollar unterstützt werden. Die Unterstützung umfasst Militärhilfe, wirtschaftliche Unterstützung und humanitäre Hilfe. Der Kongress hatte bereits im Mai ein 40 Milliarden Dollar schweres Hilfspaket für das von Russland angegriffene Land verabschiedet. (afp)

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