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+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Merz kündigt Luftbrücke für Hilfsgüter für Gazastreifen an

Der Bundeskanzler will zusammen mit Jordanien eine Luftbrücke für humanitäre Hilfsgüter für den Gazastreifen einrichten. Er rief Israel dazu auf, mehr Hilfsgüter in den Küstenstreifen zu lassen.

Merz am 28. Juli Foto: Markus Schreiber/ap

Merz kündigt Luftbrücke für Hilfsgüter für Gazastreifen mit Jordanien an

Deutschland wird gemeinsam mit Jordanien eine Luftbrücke für humanitäre Hilfsgüter für den Gazastreifen einrichten. Das kündigte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Montag nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts der Bundesregierung im Bundeskanzleramt an.

„Die Bundesregierung führt in Zusammenarbeit mit Jordanien umgehend eine Luftbrücke humanitärer Hilfsgüter über Gaza durch“, sagte Merz. „Wir wissen, dass das für die Menschen in Gaza nur eine ganz kleine Hilfe sein kann. Aber immerhin ist es ein Beitrag, den wir gerne leisten wollen.“

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) werde sich eng mit Frankreich und Großbritannien abstimmen, sagte Merz weiter. Die beiden Länder seien ebenfalls bereit, „eine solche Luftbrücke für Lebensmittel und für medizinische Güter zur Verfügung zu stellen“.

Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums hatte zuvor gesagt, die Bundeswehr habe sich in der Vergangenheit an sogenannten Airdrops – dem Abwerfen von Hilfsgütern aus der Luft – beteiligt.

Merz sagte nun, die Bundesregierung wolle „das humanitäre Leiden der Zivilbevölkerung in Gaza schnellstmöglich beenden“. Er rief Israel eindringlich dazu auf, mehr Hilfsgüter in den Gazastreifen zu lassen.

„Israel muss die katastrophale humanitäre Situation in Gaza sofort, umfassend und nachhaltig verbessern“, sagte der Kanzler. „Israel muss der leidenden Zivilbevölkerung schnell, sicher und ausreichend humanitäre und medizinische Hilfe zukommen lassen.“

Merz begrüßte dabei eine Ankündigung der israelischen Armee vom Sonntag, „taktische Pausen“ ihres Einsatzes in Teilen des Gazastreifens einzulegen, um eine sichere Durchfahrt von Hilfskonvois zu ermöglichen. An diesem Tag wurden nach israelischen Angaben mehr als 120 Lkw-Ladungen Hilfsgüter verteilt. Merz sprach von einem „wichtigen ersten Schritt“, dem aber „rasch“ weitere Schritt folgen müssten.

Merz kündigte zudem weitere diplomatische Bemühungen für einen „umfassenden“ Waffenstillstand im Gazastreifen an. So soll Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) voraussichtlich am Donnerstag in die Region reisen, möglicherweise zusammen mit seinen Kollegen aus Frankreich und Großbritannien. Er selbst wollte versuchen, noch am Montagabend mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zu sprechen, fügte Merz hinzu. (afp)

Israel fängt Aktivisten-Boot mit Hilfslieferungen ab

Israelische Soldaten haben die Kontrolle über ein Boot pro-palästinensischer Aktivisten übernommen, das auf dem Weg zum Gazastreifen war. Dies war am Samstagabend auf Videoaufnahmen zu sehen, die als Livestream von der sogenannten Freedom Flotilla veröffentlicht wurden. Das israelische Außenministerium erklärte wenig später, die Marine habe das Boot daran gehindert, „illegal in die Küstenregion vor dem Gazastreifen einzudringen“.

Das Boot sei nun „sicher auf dem Weg zur israelischen Küste“, alle Passagiere befänden sich „in Sicherheit“, erklärte das Außenministerium weiter. Die Freedom Flotilla schrieb ihrerseits in Onlinenetzwerken, das Boot sei „von israelischen Kräften illegal abgefangen und geentert“ worden, als es sich „in internationalen Gewässern befunden“ hätte.

Auf der Live-Übertragung der Aktivisten waren auf dem Schiffsdeck sitzende Mitglieder der Besatzung zu sehen, die ihre Hände in die Höhe hielten und das den antifaschistischen italienischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg zugeschriebene Lied „Bella Ciao“ pfiffen, während die Soldaten die Kontrolle über das Boot übernahmen, das die Aktivisten auf den Namen „Handala“ getauft hatten. Drei Live-Übertragungen der Szene brachen wenige Minuten später ab.

Die „Handala“ hatte am 13. Juli den Hafen Syrakus auf Sizilien verlassen, an Bord waren rund 15 Aktivisten sowie medizinisches Material, Lebensmittel und Unterstützung für Kinder. Die Aktivisten wollten mit der „Handala“ die israelische Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen. (afp)

Ägyptischer Sender zeigt Hilfskonvois

Nach dem Beginn einer von Israel verkündeten „taktischen Pause“ des Militäreinsatzes in Teilen des Gazastreifens fahren laut einem ägyptischen TV-Bericht erste Lkw mit Hilfsgütern in das Palästinensergebiet. Ägyptische Lastwagen seien dabei, am Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen zu fahren, meldete der Sender Al-Kahera News am Sonntagmorgen im Onlinedienst X zu Videobildern, die Hilfskonvois im Grenzgebiet zeigen. (afp)

Israelische Armee spricht von „taktischer Pause“ und Hilfe aus der Luft

Die israelische Armee hat eine „taktische Pause“ des Militäreinsatzes im Gazastreifen zu humanitären Zwecken verkündet. Betroffen seien Gebiete, in denen die Armee zuletzt nicht aktiv gewesen sei, darunter die Orte Al-Mawasi und Deir el-Balah sowie die Stadt Gaza, erklärte die Armee am Sonntagmorgen im Onlinedienst Telegram. Dort sollten sichere Routen für Konvois mit humanitären Hilfslieferungen ausgewiesen werden, hieß es weiter.

Am Samstagabend hatte die Armee bereits die Wiederaufnahme des Abwurfs von Hilfslieferungen aus der Luft über dem Gazastreifen bekannt gegeben und die Einrichtung humanitärer Korridore für die sichere Passage von Konvois der Vereinten Nationen mit Lebensmitteln und Medikamenten angekündigt.

Kurz nach der Bekanntgabe durch die Armee berichteten israelische Medien unter Berufung auf palästinensische Quellen, dass es bereits zu ersten Abwürfen gekommen sei. Das israelische Militär erklärte sich bereit, in dicht besiedelten Gebieten „humanitäre Pausen“ einzulegen, um die Verteilung von Hilfsgütern zu ermöglichen. Zugleich betonte die Armee, weiter gegen „Terroristen“ in den Einsatzgebieten vorzugehen.

Wegen der verheerenden humanitären Lage im Gazastreifen war Israel in den vergangenen Tagen unter wachsenden Druck geraten. Mehr als hundert Hilfsorganisationen hatten vor einem „massenhaften Verhungern“ in dem Palästinensergebiet gewarnt.

Die Lieferung über den Luftweg gilt Helfern zufolge allerdings als die teuerste und ineffektivste Form humanitärer Hilfslieferungen – auch, weil es dabei meist um relativ geringe Mengen von Nahrungsmitteln geht. Im Gazastreifen leben rund zwei Millionen Palästinenser, die größtenteils dringend auf Hilfe angewiesen sind. Abwürfe aus der Luft gelten zudem als gefährlich, da Menschen am Boden verletzt werden können. (afp/dpa)

Drei Tote bei israelischen Angriffe im Südlibanon

Im Süden des Libanon sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums am Samstag drei Menschen bei israelischen Luftangriffen getötet worden. Demnach traf in der Region Tyros ein Drohnenangriff ein Fahrzeug und tötete einen Menschen, bei einem Angriff in Debaal in derselben Region wurden zwei Menschen getötet. Bei letzterem Angriff wurde einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Ani zufolge ein Wohngebäude getroffen.

Das israelische Militär erklärte, bei einem Angriff sei ein Kommandeur der pro-iranischen Hisbollah „getroffen und eliminiert“ worden, der an der „Wiederherstellung“ der Miliz im grenznahen Gebiet um Bint Dschbeil gearbeitet habe.

Im vergangenen November war eine Feuerpause zwischen Israel und der Hisbollah in Kraft getreten. Die israelische Armee hat seither weiterhin Luftangriffe gegen Ziele im Libanon geflogen, die sich nach ihren Angaben gegen Hisbollah-Stellungen und Kämpfer der Miliz richteten – sowie vereinzelt auch gegen Kämpfer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas. Zudem hielt die israelische Armee fünf aus ihrer Sicht strategische Stellungen im Südlibanon. (afp)

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1 Kommentar

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  • Sehr vernünftig - eine Luftbrücke sollte doch zu schaffen sein.



    Dem Elend muss schnell ein Ende gesetzt werden.