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Archiv-Artikel

… KLAUS WOWEREIT? Nachhilfe benötigen

Von STA

Klaus Wowereit (SPD) wird also offenbar nicht zugegen sein, wenn es heute im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses um ihn und seine Beziehungen zu dem umstrittenen Eventveranstalter Manfred Schmidt geht. Der Grünen-Abgeordnete Dirk Behrendt hatte angeregt, den Regierenden Bürgermeister danach zu befragen. Wowereits Absage mag daran liegen, dass ihm das Thema nicht sonderlich angenehm ist. Oder auch ganz formell daran, dass die SPD- und CDU-Vertreter im Rechtsausschuss Wowereit nicht vorladen wollten. Dann wäre es natürlich eine Brüskierung des eigenen Lagers, wenn er doch dort aufkreuzte.

Vielleicht hat es aber auch einen ganz anderen Grund. Vielleicht braucht Wowereit auch mal zwei Stündchen – die übliche Dauer einer Ausschuss-Sitzung –, um eine kleine Bildungslücke zu füllen. Die hat sich nämlich unerwartet im Zusammenhang mit der Causa Schmidt aufgetan. Da hatte es zumindest den Anschein, als sei der Nebenher-Kultursenator Wowereit bei Friedrich Schiller nicht wirklich textsicher: Als der Regierende vor ein paar Wochen im Abgeordnetenhaus vom Grünen Behrendt zu Einladungen befragt wurde, war er vorgeblich gerade um den Namen des Gastgebers verlegen – obwohl dieser doch im Zusammenhang mit Einladungen eines gewissen Christian Wulff täglich zu lesen und zu hören war.

„Schmidt heißt die Kanaille!“, soufflierte da Dirk Behrendt per Zuruf aus dem Plenarsaal – und persiflierte damit zugleich einen Ausspruch aus Schillers „Räubern“. Da ist zwar im 1. Akt, 2. Szene nicht von „Schmidt“, sondern von „Franz“ die Rede, aber der Bezug war klar erkennbar, vor allem für einen Kultursenator, sollte man meinen. Wowereit schien das zu entgehen, er reagierte bierernst: „Sie haben eine Person als Kanaille bezeichnet. Ich finde das unerhört.“

Behrendt fand eher die Möglichkeit unerhört, der Regierende Kultursenator könne nicht schillerfest sein. Er habe Wowereit tags darauf eine Reclam-Ausgabe der „Räuber“ zukommen lassen, erzählte Behrendt der taz. Auf dass der Regierende seine mögliche Bildungslücke fülle. Denn wie heißt es doch so schön in den Schlussworten des Räubers Moor? „Dem Mann kann geholfen werden.“

Notabene: Zum Personal der Schiller’schen „Räuber“ gehört fast namensgleich einer, den es im Berliner Parlament erst seit zwei Wochen nicht mehr gibt: den Razmann. STA